Lumière! L'aventure commence

FR 2016, 90 min, DCP, F/d
Regie, Drehbuch, Kommentar: Thierry Frémaux

50 Sekunden. So kurz war eine Filmrolle, als die Brüder Auguste und Louis Lumière 1895 ihre ersten Filme drehten. Das genügte, um beispielsweise die Einfahrt eines Zuges auf dem Bahnhof von La Ciotat zu drehen – einer der berühmtesten Filme aus der Pionierzeit des Kinos. Oder wie die Angestellten die Lumière-Fabrik des Vaters verliessen – der älteste bekannte Film. Über 1400 solcher Kürzestfilme haben die Brüder aus Lyon zwischen 1895 und 1905 mit ihrer Erfindung, dem Kinematographen, auf der ganzen Welt drehen lassen. 108 Filme – viele davon sorgfältig restauriert – sind in «Lumière!» zu sehen. Das Resultat ist ein Fest für alle, die das Kino lieben. Thierry Frémaux, Direktor des Filmfestivals von Cannes, der die Zusammenstellung der Lumière-Filme verantwortet und kommentiert, bietet weit mehr als eine reizvolle Aneinanderreihung von Clips. Er unternimmt vielmehr einen ebenso faszinierenden wie erhellenden Blick in die Geburtsstunden des Kinos. Es gibt herrlich nostalgische Aufnahmen von Strassenszenen in Marseille, Moskau oder Berlin; spektakuläre Bilder mit einer Schneeballschlacht oder von einer Feuerwehr, die mit von Pferden gezogenen Löschwagen ausrückt. Die meisten der dokumentarischen Aufnahmen von spielenden Kindern oder idyllischen Strandszenen sind aber nicht zufällig oder spontan entstanden. Vielmehr wurden Kameraposition, Blickwinkel, Licht und Dramaturgie der Szene bereits sehr bewusst gewählt – dies mit Kameras, bei denen es keinen Sucher gab, um den Bildausschnitt zu bestimmen. Doch die Lumières hatten bereits begnadete Kameraleute wie Alexandre Promio und Gabriel Veyre, die noch nie gesehene Aufnahmen aus Mexiko, Vietnam, Italien oder England mit nach Hause brachten und die 50 Sekunden auf geniale Weise zu nutzen wussten. Thierry Frémaux erläutert dies auf unterhaltsame Weise. Das macht «Lumière!» zu einer lustvollen Hommage an die Kinokunst.