Das Kongo Tribunal

DE/CH 2017, 100 min, DCP, O/d-f
Regie: Milo Rau
Mitw.: Sylvestre Bisimwa, Jean-Louis Gilissen, Vénantie Bisimwa Nabintu, Colette Braeckman, Gilbert Kalinda, Prince Kihangi, Séverin Mugangu, Jean Ziegler u.a.

Während drei Tagen im Juni 2015 befragte in Bukavu im Osten Kongos eine sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz des kongolesischen Rechtsanwalts Sylvestre Bisimwa und des Franzosen Jean-Louis Gilissen, Experte für internationales Strafrecht, eine Reihe von Zeugen, unter ihnen auch Angehörige der kongolesischen Regierung. Um dem Thema zusätzliche Aufmerksamkeit zu verschaffen, begleitete Theaterregisseur und Dokumentarfilmer Milo Rau das Tribunal mit seiner Kamera. Bei den Befragungen ging es um die von der kongolesischen Regierung sanktionierte Ausbeutung der reichen Bodenschätze des Landes durch grosse Bergbauunternehmen und deren lukrative Kooperation mit multinationalen Konzernen. Gold und seltene Erden wie Kassiterit und Coltan, die man für die Herstellung von Computern und Handys braucht, gibt es in Kongo im Übermass. Den Preis für den Abbau dieser Rohstoffe, von denen wir alle profitieren, hat die lokale Bevölkerung zu zahlen: Enteignung, Vertreibung, Massaker, eine ökologische Katastrophe – und der aus dem Konflikt resultierende, seit beinahe 20 Jahren dauernde Bürgerkrieg. Der Ursprung von Milo Raus drittem filmischen Tribunal nach «Die Zürcher Prozesse» und «Die Moskauer Prozesse» war eine Recherchereise, die er im Frühsommer 2014 in die kongolesische Provinz Sud-Kivu unternahm. Während seines Aufenthalts fand ein Massaker im Dorf Mutarule statt, das man auch in einer der ersten Sequenzen des Filmes sieht. Milo Rau fragte sich, wie das trotz der Präsenz von Uno-Soldaten und der kongolesischen Armee und Polizei geschehen konnte, und begann zu recherchieren. Eins kam zum anderen, und zwei Jahre später war das Tribunal, das auch in Berlin wiederholt wurde, in Bukavu Realität. «Als Zeugnis eines Krieges, von dem niemand wissen will und bei dem internationale Firmen, die Weltbank, die EU, die USA und viele andere Mitverantwortung tragen, geht einem ‹Das Kongo Tribunal› nahe und schockiert. (…) Eine Stärke der Dokumentation ist, wie darin die Gesichter, die Sprache und Körpersprache der Leute im Gerichtssaal und der Ankläger auf der Bühne gezeigt werden, den Zorn der einen und die Herablassung der anderen. Zwei Minister (…) lächeln milde bei der Befragung, ihre Lügen klingen entspannt, fast kommt es einem vor, als glaubten sie sie selbst.» Jean-Martin Büttner, Tages Anzeiger