Lady Macbeth

UK 2016, 89 min, DCP, E/d
Regie: William Oldroyd
Darst.: Florence Pugh, Cosmo Jarvis, Christopher Fairbanks, Naomie Ackie, Bill Fellows, Ian Conningham, Golda Rosheuvel, Paul Hilton, Finn Burridge u.a.

Im ländlichen England der 1860er-Jahre wird die 17-jährige Katherine mit dem dreissig Jahre älteren Minenbesitzersohn Alexander verheiratet. Dieser hat das Mädchen aus armem Haus vor allem seinem tyrannischen Vater zuliebe geehelicht, der unbedingt die Nachkommenschaft für sein Unternehmen gesichert sehen will. Alexander ist ein seelisch und sexuell verkrüppelter Typ, der seinem Vater hörig und ausserdem nicht in der Lage ist, mit Katherine «normalen» Sex zu haben. Als er eines Tages mit dem Vater zu einer längeren Geschäftsreise aufbricht, ist Katherine erleichtert; ihr unbändiger Freiheitsdrang bricht sich Bahn. Erst freundet sie sich mit ihrer schwarzen Dienerin Anna an, dann beginnt sie heimlich eine leidenschaftliche Affäre mit dem schönen Stallburschen Sebastian. Lange bleibt die Beziehung vor der Dienerschaft auf dem Anwesen aber nicht geheim. Und als der Hausherr zusammen mit dem Vater von der Reise zurückkehrt, ist er rasch über die Eskapaden der Gattin im Bilde. Basierend auf dem Roman «Die Lady Macbeth aus dem Landkreis Mzensk», den der russische Autor Nikolai Semjonowitsch Leskow 1865, seinerseits inspiriert durch Shakespeares mörderische Königsfigur Macbeth, in der russischen Provinz spielen liess, verpflanzte der britische Theaterregisseur William Oldroyd die Geschichte seines Spielfilmerstlings ins viktorianische England. Damit ist ihm eines der eigenwilligsten und unkonventionellsten Kostümdramen seit langem geglückt, ein Film, der mit den literarischen Konventionen vergangener Zeiten, in denen Frauen stillschweigend leiden, Selbstmord begehen oder auf eine andere Weise verschwinden, resolut aufräumt. «Dieser brillante feministische Indie-Film wirkt wie ein kaltes, scharfes Messer in den Rücken eines gefälligen Gesellschaftsdramas. ‹Lady Macbeth› ist eine Jane-Austen-Geschichte mit einem gehörigen Schuss Sex and Crime und einer Heldin des 19. Jahrhunderts im Mittelpunkt, die die Werke von Caitlin Moran und Gloria Steinem verschlungen haben könnte. (…) Und die Präsenz von Newcomerin Florence Pugh schlägt ein wie ein Blitz, sie ist eine elektrisch aufgeladene Madame Bovary oder Anna Karenina. Dabei hat sie das unschuldige Gesicht eines Engels, der bald wie ihr mörderischer Shakespearescher Namensvetter zu leben beginnt. Was für ein aussergewöhnlicher Film!» Cath Clarke, Time Out London