Trading Paradise

CH 2016, 78 min, DCP, O/d
Regie: Daniel Schweizer
Mitw.: Dick Marty, Jean Ziegler u.a.

Die Schweiz ist einer der weltweit grössten Rohstoffhandelsplätze, und nach dem Skandal um Nazigold und Bankgeheimnis werden der Rohstoffhandel und die darin verwickelten Firmen zur nächsten tickenden Zeitbombe für die internationale Reputation unseres Landes. Nachdem der Dokumentarfilmer Daniel Schweizer in seinem vorherigen Film «Dirty Gold War» (2015) einen Blick hinter die Kulissen des internationalen Goldhandels geworfen hatte – die Schweiz ist auch da an vorderster Front beteiligt –, nimmt sich der Genfer Regisseur nun die Praktiken der Rohstoffhändler vor. Ein wichtiger Teil dieses globalen Handels wird von Unternehmen mit Sitz in Zug oder Genf gesteuert, rund 30 Prozent der weltweit gehandelten Rohstoffe wechseln durch diese Firmen ihre Besitzer. Sie sind dafür bekannt, in den Abbauländern selbst minimalste Standards bezüglich Umweltschutzauflagen und Arbeitsbedingungen krass zu missachten und darüber hinaus kaum Steuern zu bezahlen. In einer weltweiten Feldstudie untersucht «Trading Paradise» diese Aktivitäten und zeigt auf der anderen Seite die unermüdliche Arbeit von NGOs, die für Transparenz in diesen undurchsichtigen Geschäften kämpfen. «Wenn Daniel Schweizer in seiner dokumentarischen Arbeit so weit gehen kann, dass er sogar ein Interview mit Ivan Glasenberg erreicht, dem CEO von Glencore, dann dank seiner Fähigkeit, stets eine strikt neutrale Haltung einzunehmen – selbst gegenüber den Verbrechen und Ungerechtigkeiten, die er aufdeckt. Sein Film spiegelt in jedem Moment diese Haltung von Ruhe, Recherche und Zuhören (…). Dabei vergisst Schweizer nie die Schönheit des Bildes – ohne aber je der reinen Ästhetisierung zu verfallen. Die Wirksamkeit des Bildes steht bei ihm immer in Funktion der dokumentarischen Erzählung, eine Qualität, die bruchlos in die grossartige Montage des Films übergeht. All das trägt dazu bei, dass wir am Ende eine recht klare Vorstellung von der Komplexität der Materie haben. Grösstmögliche Distanz zu boulevardesken Vereinfachungen wahren und gleichzeitig filmische Effizienz zeigen: Das macht aus ‹Trading Paradise› eines der raren Beispiele einer geglückten Balance zwischen Emotion und Information – und so ein Werkzeug in der Sichtbarmachung von Mechanismen einer pervertierten Weltwirtschaft, in die wir alle verstrickt sind.» Giuseppe Di Salvatore, filmexplorer.ch

 

Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Daniel Schweizer. Das Gespräch führt Rafael Widmer, foraus – Forum Aussenpolitik.