Il conformista

IT/FR/BRD 1970, 113 min, Digital HD,O/e
Regie: Bernardo Bertolucci
Darst.: Jean-Louis Trintignant, Stefania Sandrelli, Gastone Moschin, Enzo Tarascio, Fosco Giachetti, Dominique Sanda, Pierre Clémenti, José Quaglio u.a.

Italien Ende der 1930er-Jahre. Marcello Clerici hat sich den Faschisten angeschlossen und als Beamter Karriere gemacht. Um die gesellschaftlichen Konventionen vollständig zu erfüllen, heiratet er die sinnliche Giulia. Das Trauma, das seinem Handeln zugrunde liegt und seiner Obsession, «konform» zu sein, sind ein tiefer Schuldkomplex und die Angst vor den eigenen psychischen Abgründen: Als Dreizehnjähriger schoss er auf den homosexuellen Chauffeur Lino, der ihn verführen wollte. Clerici geht soweit, dass er dem Geheimdienst anbietet, den im Pariser Exil lebenden Antifaschisten Quadri, seinen ehemaligen Philosophieprofessor und geistigen Mentor, auszuspionieren und zu eliminieren. Bertolucci verfasste das Drehbuch nach dem gleichnamigen Roman von Alberto Moravia. Mit seinem vierten Spielfilm zielte der damals 30-jährige Regisseur auf ein breiteres Publikum. Trotz grossem Budget und Starbesetzung mit Jean-Louis Trintignant in der Titelrolle ist der Film alles andere als konventionell inszeniert. Er überrascht mit einer stilisierten Ästhetik, einer meisterhaften Licht- und Farbregie und symbolischen Referenzen, darunter einer filmischen Umsetzung von Platons Höhlengleichnis. «Il conformista» war die erste gemeinsame Arbeit von Bertolucci mit seinem Lieblingskameramann Vittorio Storaro, oscargekrönt u.a. für «Apocalypse Now» und «The Last Emperor». Für Bertolucci ist «Il conformista» auch ein Film über zwei Schlüsselperioden der neueren italienischen Geschichte, die sich gegenseitig spiegeln: die Jahre des Faschismus und die bleierne Zeit Anfang der 1970er-Jahre. «Stilistisch ist ‹Il conformista› Bertoluccis berückendster Film: Die Zeitebenen verschachteln sich zu einer assoziativen Reise durch das Gedächtnis des Protagonisten, Vittorio Storaros magisches Zwielicht, die überdrehten Dekors und Kostüme vermengen sich mit Georges Delerues Musik zu einem visionären Art-déco-Noir. Jean-Louis Trintignants ausgehöhlter Blick und Szenen wie der laszive Tanz von Dominique Sanda und Stefania Sandrelli, schliesslich das gespenstische Attentat im winterlichen Wald brennen sich ins Gedächtnis ein. Das private und das historische Drama werden zur grossen Bilderoper.» Andreas Furler, Filmpodium Zürich