
Safari
Regie: Ulrich Seidl
Vor österreichischer Waldlandschaft wird ins Jagdhorn geblasen; so beginnt und endet «Safari». Der Rest spielt in Namibia und Südafrika, wo österreichische und deutsche Jagdtouristen über Grosswildfarmen teure Pirschgänge buchen können. «Einen Urlaubsfilm über das Töten», nennt Ulrich Seidl lakonisch seinen neuesten Film, der im September seine Weltpremiere am Filmfestival Venedig erlebte und schon vor seiner Uraufführung in Österreich für Aufregung gesorgt hatte. Sowohl Jägervereinigungen wie Tierschützer schrieben wütende Posts – die einen, weil sie sich verunglimpft fühlten, die anderen, weil Seidl angeblich das Töten wehrloser Tiere glorifiziere. Doch solche Reaktionen sind für Ulrich Seidl nichts Neues, ebenso wenig die Tatsache, dass zum Zeitpunkt besagter Posts noch niemand den Film gesehen hatte, nur der Trailer war damals online. Durch seinen letzten Film «Im Keller», bei dem in einer Sequenz ein älteres Ehepaar stolz vor seinen Jagdtrophäen posierte, hatte Ulrich Seidl überhaupt erst Zugang und Eintritt in diese bizarre Welt von Menschen gefunden, denen das Totschiessen von Wildtieren in der afrikanischen Savanne Adrenalinkicks und höchste Lust bereitet. Und natürlich wird diese Tätigkeit, wie immer bei Ulrich Seidl, kommentarlos, frei von jeglicher moralischer Wertung, mit der distanziert-kalten Präzision eines Chirurgenblicks in tadellos komponierten, oftmals starren Tableaus von Seidls bewährtem Kameramann Wolfgang Thaler ins Bild gerückt. Und wenn Seidl diese Jäger und Jägerinnen hautnah auf ihrem Trip begleitet, dann zeigt er sie weder als kaltblütige Monster noch als dumpfbackige Herumballerer, sondern vielmehr als reflektierte, freundliche Zeitgenossen. Und das ist das Beunruhigendste an «Safari»: Es ist ein Film über das Töten, aber es ist auch ein Film über die menschliche Natur. «‹Safari› ist die Art Film, die sonst niemand machen könnte. Seidl weiss, wie man das Publikum anpacken muss, aber es ist nichts Predigerhaftes oder Selbstgerechtes daran.» Rory O’Connor, The Film Stage