
Everybody Wants Some!!
Regie: Richard Linklater
Darst.: Blake Jenner, Juston Street, Ryan Guzman, Tyler Hoechlin, Wyatt Russell, Glen Powell, Temple Baker, J. Quinton Johnson, Will Brittain u.a.
Sommer 1980 in einer texanischen Kleinstadt. Der 18-jährige Jake kommt nach der Highschool auf das örtliche College, wo er Mitglied der Baseball-Mannschaft wird. Am Wochenende vor Studienbeginn zieht er in das Wohnheim des Sportlerteams, wo Männlichkeitsrituale und eine klare Hackordnung vorherrschen. Obwohl den Studenten eingeschärft wird, dass im Haus weder Alkohol noch Frauen erlaubt sind, hauen die Jungs in diesen letzten Tagen vor Semesteranfang voll auf den Putz. Sie saufen, kiffen, hängen in den Discos des Ortes ab und versuchen mit coolen Sprüchen die Damenwelt zu beeindrucken. Dabei lernt Jake die bezaubernde Beverly kennen, die als Kunststudentin von Baseballspielern eigentlich nicht viel hält. Aber Jake versteht ja auch nichts von Kunst, ist aber auch kein richtiger Testosteronheld, sondern nur ein netter Junge, der seine neue Freiheit geniessen will. Als schaue man dem Leben selbst zu, so charakterisierten nicht wenige Kritiker «Boyhood», Richard Linklaters bis anhin letzten Film, der im Kinok im April 2015 zu sehen war. Und so wie es der 1960 in Houston geborene Regisseur in dieser sich über elf Jahre erstreckenden Langzeitbeobachtung schaffte, während drei Filmstunden in atemloser Spannung die Entwicklung seines Protagonisten zu verfolgen, so gelingt ihm nun auch in «Everybody Wants Some!!» das Kunststück, dass man sich als Zuschauer nur eines wünscht: dieser verrückte, nostalgische Ausflug in Linklaters eigene Jugendjahre – in dem er thematisch anknüpft an seinen weit zurückliegenden Zweitling «Dazed and Confused» (uraufgeführt im Wettbewerb von Locarno 1993) – möge noch ein paar Stunden weitergehen. «In diesem Sittenbild einer längst vergessenen Ära gibt es so vieles, das wie ein fernes Echo von Besonderheiten unserer eigenen Biografien wirkt, ohne dass wir uns dessen je bewusst gewesen wären – wir können diesen Film nur umarmen als einen, der direkt aus dem Buch unseres Lebens zu uns spricht. Was hier evoziert wird, ist mehr menschlich als ästhetisch – Zeiten und Szenerien mögen sich ändern, aber die Menschen werden bleiben.» Spencer Moleda, the moderatevoice.com