
Nahid
Regie: Ida Panahandeh
Darst.: Sareh Bayat, Pejman Bazeghi, Navid Mohammad Zadeh, Milad Hossein, Nasrin Babaei, Poura Rahimi u.a.
Nahid ist Mitte dreissig und lebt nach ihrer Scheidung zusammen mit ihrem zehnjährigen Sohn Amir in einer Kleinstadt am Kaspischen Meer. Ihr Ex-Mann Ahmad ist ein Junkie, aber ein Söhnchen aus gutem Hause; nach iranischem Recht hätte er das Sorgerecht für seinen Sohn Amir. In der Scheidungskonvention hat er es jedoch an Nahid abgetreten – unter der Bedingung, dass sich seine Ex-Frau nicht wieder verheiraten darf. Mit diesem Druckmittel hofft er, dass Nahid wieder zu ihm zurückkehrt. Doch die selbstbewusste junge Frau denkt nicht daran, sich wieder mit dem in Selbstmitleid schwelgenden Taugenichts einzulassen. Denn sie hat sich in den wohlsituierten Hotelbesitzer Masoud verliebt, einen ebenfalls geschiedenen Mann mit einer Tochter im selben Alter wie Amir. Masoud möchte Nahid heiraten, doch diese will unter keinen Umständen das Sorgerecht für Amir verlieren. So bleibt als einziger Ausweg eine sogenannte Ehe auf Zeit – eine nach iranischer Auslegung der Scharia geschaffene Einrichtung, mit der alle Arten von Verbindungen zwischen Mann und Frau den nötigen legalen Rahmen erhalten. Gesellschaftlich steht die Ehe auf Zeit aber im Ruch von Prostitution und Unmoral, und so beschliessen Nahid und Masoud gegenüber ihrem bigotten Umfeld vorzugeben, eine «richtige» Ehe zu führen. Die 1979 geborene Schauspielerin Sareh Bayat (weltbekannt seit ihrer Hauptrolle in Asghar Farhadis Oscar-gekröntem Beziehungsdrama «A Separation») verkörpert die Figur der mit verzweifeltem Mut um Selbstbestimmung kämpfenden Nahid mit grandioser Souveränität in einem iranischen Film, der Konflikte im gesellschaftlichen Leben der reaktionären Mullah-Diktatur zeigt, wie man das so noch nie im Kino gesehen hat. Verdientermassen gewann dieser grossartige erste Kinospielfilm der 1979 geborenen Regisseurin und Drehbuchautorin Ida Panahandeh letztes Jahr in Cannes den Spezialpreis der Sektion «Un certain regard». «Ida Panahandeh reiht sich hier gleich in die höchsten Ränge sozial-realistischer Filmemacher ein – von Vittorio De Sica bis zu den Dardenne-Brüdern.» Allan Hunter, Screendaily