
Trois souvenirs de ma jeunesse
Regie: Arnaud Desplechin
Darst.: Mathieu Amalric, Quentin Dolmaire, Lou Roy-Lecollinet, Dinara Drukarova, Cécile Garcia-Fogel, Françoise Lebrun, Irina Vavilova u.a.
Der Anthropologe Paul Dédalus kehrt nach mehrjährigem Aufenthalt in Tadschikistan nach Frankreich zurück. Bei seiner Einreise gibt es Komplikationen, offenbar existiert noch ein zweiter Paul Dédalus mit gleichem Geburtsdatum. 20 Jahre nach seinem Geniestreich «Comment je me suis disputé (Ma vie sexuelle)» legt Arnaud Desplechin eine Art Prequel zu diesem autobiografisch angehauchten Ensembledrama vor. Mathieu Amalric, damals von Desplechin entdeckt, ist nun auch hier wieder der – erwachsene – Protagonist in einem faszinierenden Verwirrspiel. Wie bereits der Titel andeutet, gliedert sich die Story zu grossen Teilen in drei verschieden lange Rückblenden. Die erste dauert nur knapp zehn Minuten und dreht sich um Pauls Kindheit in Roubaix – Desplechins Geburtsort –, seine Konflikte mit der jung verstorbenen Mutter und dem abwesenden Vater und seine Zuneigung zu seiner russischstämmigen, lesbischen Grosstante und zu seinem Bruder Ivan. Rückblende zwei erklärt Pauls Verhaftung am Flughafen: Bei einer Schulreise in die Sowjetunion in den 1980ern fungierten Paul und seine Freunde als Kuriere einer jüdischen Untergrundvereinigung. Die dritte und mit Abstand längste Rückblende erzählt aus der Sicht von Esther, Pauls grosser Liebe, von den Irrungen und Wirrungen dieser Amour fou. «Hat sich das alles so abgespielt? Spielt das eine Rolle? Für Paul sind diese Erinnerungen die Wahrheit, das Fundament seiner Existenz; sie haben aus ihm den gemacht, der er heute ist – und wenn man ihn fragt: ‹Wer sind Sie?›, schaut er sein Gegenüber verwirrt an, sagt: ‹Ich weiss es nicht›. Eine seltsame Aussage in einem Film, der grösstenteils aus Erinnerungsbruchstücken besteht. Paul sagt aber auch: ‹Das Leben ist seltsam› und wiederholt häufig: ‹Ich fühle nichts›. Doch in Wirklichkeit fühlt er die verlorene Liebe seines Lebens ganz stark.» Manohla Dargis, The New York Times