Dedications – Die gefilmte Lesung

CH 2015, 51 min, DCP, D/e
Text und Bild: Peter Liechti
Umsetzung: Jolanda Gsponer, Annette Brütsch

Peter Liechtis letzter Film hätte eine Widmung an die Kunst, die Literatur und einen unbekannten Häuptling aus dem Südsudan werden sollen. Geplant war in seinen Worten «ein filmischer Essay voller Brüche und Sprünge – überraschend und roh wie das Leben selbst. Gegenwart und Vergangenheit, Krankheit und Erinnerung vermischen sich zu einem fliessenden Bild- und Klangrausch, welcher eher dem Traum als der Wirklichkeit entspricht … voll von wildestem Leben und selbstvergessener Melancholie». Seine schwere Krankheit bewog ihn, das ursprünglich als Trilogie geplante Projekt stark zu kürzen und den Fokus zu verändern. Bis zu seinem Tod am 4. April 2014 arbeitete er mit Hochdruck an seinem letzten Film, doch leider konnte er ihn nicht vollenden. Es existieren nur 15 Minuten Rohschnitt. Diese sind dem Buch beigelegt, das Teil des multimedialen Projekts ist, mit dem Jolanda Gsponer, Peter Liechtis Partnerin, und einige seiner engen Mitarbeiter und Freunde das unvollendete Werk dem Publikum zugänglich machen – neben einer von Ives Netzhammer konzipierten Installation und einer gefilmten Lesung, die jetzt im Kinok zu sehen ist. Drei Monate vor seinem Tod las Peter Liechti in seinem Appenzeller Atelier vor der Kamera aus seinem «Spitaltagebuch». Die Lesung ist ein intimes, konzentriertes Dokument, das den Filmemacher in seiner ganzen Sprachmächtigkeit und seiner Reflexionskraft zeigt und nochmals eine direkte und bewegende Begegnung mit dem Künstler ermöglicht. Schreiben und Filmen gehörten für ihn immer zusammen. Seine Texte sind launige, in ihrer Schärfe schmerzhafte Betrachtungen über das Leben, den Klinikalltag und den Tod. Noch einmal ist man Peter Liechti ganz nahe; noch einmal wird schmerzlich spürbar, welch grosser Verlust sein viel zu früher Tod bedeutet.

 

Die Ausstellung «Peter Liechti – Dedications» ist vom 31. März bis 22. Mai im Kulturraum am Klosterplatz St.Gallen zu sehen.