Janis: Little Girl Blue

USA 2015, 103 min, DCP, E/d-f
Regie: Amy Berg
Mitw.: Janis Joplin, Cat Power, Peter Albin, Sam Andrew, Karleen Bennett, Dick Cavett, John Cooke, David Dalton, Cornelius Flowers, Melissa Etheridge u.a.

Es erstaunt, dass erst jetzt ein Dokumentarfilm über Janis Joplin ins Kino kommt und ihr Leben von Hollywood noch nicht verfilmt wurde. Wie kaum eine andere Künstlerin, ein anderer Künstler verkörperte sie die Aufbruchsstimmung und den Lebensstil der Hippiezeit. Mit Hits wie «Cry Baby», «Mercedes Benz» und «Piece of My Heart» ist sie in die Annalen des Rocks eingegangen. Für eine weisse Sängerin war ihr expressiver Gesangsstil ein Novum; sie traf damit den Nerv der Zeit und prägte eine ganze Generation. Als sie 1979 mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin starb, wurde sie zur Ikone. Im männerbestimmten Musikbusiness war sie, deren Aussehen und draufgängerisches und aggressiv-rebellisches Verhalten so gar nicht dem gängigen Frauenbild entsprach, eine wichtige Wegbereiterin für nachfolgende Musikerinnen. Regisseurin Amy Berg, die ihr Filmprojekt bereits 2007 begann, beschäftigt sich nicht nur mit der öffentlichen Wahrnehmung von Janis Joplin, sondern vermittelt in ihrem dichten und fesselnden Porträt ein komplexes Bild der Künstlerin. Ihr kurzes, turbulentes Leben war von zwei Dingen geprägt: ihrer grossen musikalischen Begabung und ihrem ausgeprägten Nonkonformismus. Mit seltenen und zum Teil erstmals veröffentlichten Aufnahmen sowie einer Auswahl ihrer Briefe, die sie an Freundinnen und Weggefährten schrieb, wird Joplins Werdegang von ihrer frühen Kindheit bis zu ihrem Tod nachgezeichnet und die kraftvolle und sensible Frau hinter der Rocklegende spürbar. «Nach den Dokus über Kurt Cobain und Amy Winehouse folgt ‹Janis: Little Girl Blue› über ein weiteres Mitglied des ‹Clubs der 27›. Sie alle starben mit 27 Jahren an einer Überdosis. Während ‹Amy› sich scheinheilig kritisch mit der zynischen Vermarktung der Sängerin beschäftigt, geht ‹Janis› mit den Dokumenten, den Aufnahmen und Geschichten zu Janis Joplin respektvoll und distanziert um und entwirft ein genaues, auch trauriges Bild einer der grössten Musikerinnen der Popgeschichte. In manchen Momenten glaubt man fast, diese genialische Künstlerin zum ersten Mal zu sehen und ihre Stimme noch nie so gehört zu haben.» Viennale