
Ein launischer Sommer (Rozmarné léto)
Regie: Jiří Menzel
Darst.: Rudolf Hrušínský, Míla Myslíková, Vlastimil Brodský, František Řehák, Jana Preissová, Jiří Menzel, Bohuš Záhorský u.a.
Der 1968 in Karlovy Vary mit dem grossen Preis geehrte Film ist eine als Fin-de-Siècle-Idylle getarnte Analyse kleinbürgerlichen Lebensgefühls. Ein verregneter Sommer irgendwo in der böhmischen Provinz. In der Badeanstalt einer Kleinstadt vertreiben sich drei Freunde – alle Herren «im besten Alter» – ihre Langeweile mit philosophischen Gedankenspielen und gegenseitigen Frotzeleien: der Bademeister Antonín, Hugo, Major im Ruhestand, und der Geistliche Roch. Auch das Thema Sex kommt nicht zu kurz. Zum Bedauern von Antons sinnenfreudiger Gattin Kateřina allerdings nur in der Theorie – die drei Freunde sind nun mal in einem Alter angelangt, in dem Erotik fast nur noch im Kopf stattfindet, und auch Kateřina hat im Lauf der Jahre ihre Anziehungskraft auf Männer eingebüsst. Nichts stört ihr beschauliches Leben, bis ein Wanderzirkus das Quartett aus seiner Lethargie aufweckt. Die schöne blonde Anna, Assistentin des Seiltänzers Arnoštek – gespielt von Menzel selbst –, versetzt die drei Herren in ihren zweiten Frühling, während Arnoštek die unterdrückten Fantasien von Kateřina beflügelt. «In dieser poetischen Parabel nach dem gleichnamigen Buch von Vladislav Vančura bilden die Zirkusleute eine romantische Gegenwelt, in der die Jugend und das Leben nochmals aufleben. In einem impressionistischen Licht entsteht ein psychologisch äusserst präzises und atmosphärisch dichtes Gemälde.» Xenix