White God

H/D/SVE 2014, 121 min, DCP, O/d
Regie: Kornél Mundruczó
Darst.: Zsófia Psotta, Sándor Zsótér, Lili Horváth, Szabolcs Thuróczy, Lili Monori, Gergely Bánki, Tamás Polgár, Károly Ascher, Erika Bodnár u.a.

Die Eltern der dreizehnjährigen Lili sind geschieden, und so lebt das Mädchen abwechslungsweise bei der Mutter und beim Vater. Letzterer arbeitet als Veterinär im Schlachthof von Budapest; Lili hat ein eher distanziertes Verhältnis zu ihm. Als sie eines Tages mit einem zugelaufenen Hund bei ihm aufkreuzt, will der Vater sofort, dass Lili das Tier wieder wegschafft – zumal der Hund eine Strassenmischung und als solche amtlicherseits mit einer hohen Steuer belegt ist. Doch Lili denkt nicht daran, sich von dem Rüden, der auf den Namen Hagen hört, zu trennen. Da greift der Vater während einer Autofahrt zu einer List und schmeisst das Tier aus dem Auto. Der Hund ist nun wieder dort, wo er schon vorher lebte, doch er wird nun zum Anführer einer riesigen Meute streunender Artgenossen und beginnt einen Aufstand gegen die Menschen anzuzetteln. Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó («Delta») sorgte 2014 in Cannes mit «White God» für so grosse Begeisterung, dass das Festival extra eine «Hunde-Palme» erfand. «Filmisch ist das schon mal wunderbar gemacht. Ein nie da gewesenes Bild reiht sich ans nächste, man staunt, was in diesem exzellenten und sehr originellen Film mit lebendigen Tieren ohne digitale Tricks möglich ist. (…) Aber ‹White God› ist noch mehr, denn er erzählt von unserer Gegenwart und der Wiederkehr des Verdrängten. (…) Gemeint sind ganz allgemein die reichen Wohlstandsgesellschaften mit ihren Lebenslügen. Und eine existentielle Diagnose, die auf noch Grundsätzlicheres zielt: Auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, das womöglich heillos im Ungleichgewicht ist. Mundruczó mischt Melodramatisches mit Elementen des Genre-Kinos und des (…) Essayfilms. In dieser Mischung und in der Tatsache, dass Hunde die eigentlichen Hauptdarsteller sind, erinnert das an Hitchcocks ‹Die Vögel›. Wir wissen nicht, was die Tiere über uns wissen, ob sie überhaupt denken. Aber nach diesem Film können wir fürchten, dass sie viel klüger und mächtiger sind als wir.» Rüdiger Suchsland, Artechock