
Une jeunesse allemande
Regie: Jean-Gabriel Périot
Die Geschichte des Terrorismus in der BRD ist seit den 1980er-Jahren im deutschen Kino ein immer wiederkehrendes Thema. Von Margarethe von Trottas «Die bleierne Zeit» über Uli Edels «Der Baader-Meinhof-Komplex» bis Andreas Veiels «Wer wenn nicht wir» wurde das Phänomen einer sich bis zur mörderischen Konsequenz radikalisierenden Jugend in der Aufbruchszeit der Jahre nach 1967/68 in dokufiktionaler Weise nachgezeichnet. Der französische Dokumentarfilmer Jean-Gabriel Périot ist dagegen in der Aufarbeitung dieser jüngeren BRD-Geschichte einen ganz anderen Weg gegangen: Ausschliesslich aus Archivmaterial schafft er mit «Une jeunesse allemande» eine faszinierende filmische Archäologie über eine wilde Zeit, die tragisch endete. In grossartiger Montage verbindet er Reportagen von TV-Nachrichtensendungen, Kurzfilme von Absolventen der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) von damals und Ausschnitte aus Filmen, in denen sich bekannte deutsche Cineasten wie Harun Farocki, Alexander Kluge oder Rainer Werner Fassbinder mit diesem im Terrorismus endenden Aufbruch auseinandersetzten. Mit unzähligen zuvor noch nie gesehenen Sequenzen und Aufnahmen entsteht so ein verstörendes wie erhellendes Bild einer Epoche, die ihren tragischen Höhepunkt 1977 im «Deutschen Herbst» erlebte. «Ein Kontrapunkt zur ‹schwabbeligen Baader-Meinhof-Ästhetisierung› (Deutschlandradio Kultur) im deutschen Film. (…) Den Aufnahmen der DFFB-Studenten (Holger Meins, Gerd Conradt, Carlos Bustamante, Helke Sander u.a.) kommt dabei, als von der Bewegung selbst geschaffenen Gegenbildern zu Fernsehen und Springer-Presse, eine besondere Rolle zu. ‹Une jeunesse allemande› ist nicht nur eine Geschichte der RAF in Bildern, sondern auch eine Geschichte der Bilder, eine Bild- und Mediengeschichte.» Elena Meilicke, Der Freitag
Premiere am 22. September in Anwesenheit des Regisseurs Jean-Gabriel Périot und des Produzenten José Michel Buhler. Das Gespräch führt Thomas Krempke, Filmemacher und Fotograf.