Amnesia

CH/F 2015, 96 min, DCP, O/d-f
Regie: Barbet Schroeder
Darst.: Marte Keller, Max Riemelt, Bruno Ganz, Corinna Kirchhoff, Fermi Reixach, Marie Leuenberger, Fèlix Pons, Florentín Groll, Eva Barceló u.a.

Der Mittzwanziger Jo ist ein Berliner Techno-DJ, der sich nach Ibiza zurückgezogen hat, um an einigen Stücken zu arbeiten und an seiner Karriere zu feilen. Man schreibt das Jahr 1990, und der Hype um die Musik, die damals Techno hiess und heute Electro genannt wird, ist im Entstehen. Ibiza wird dabei von vielen als Mekka des Techno bezeichnet, und eines der Epizentren ist der Club «Amnesia». Auf der Insel trifft Jo auf eine etwa 70 Jahre alte Deutsche, die schon seit über 40 Jahren auf der Insel lebt. Sie ist seine Nachbarin und wird im Laufe der Zeit zu seiner Bezugsperson und Ansprechpartnerin, zu der Frau, für die er bald immer mehr Gefühle empfindet. Es wäre also alles gut, wenn da nur nicht ihre Abscheu gegenüber Deutschland wäre. Nach und nach entdeckt Jo die Gründe dafür. Der 1940 geborene Barbet Schroeder wechselte wie kaum ein anderer Regisseur schon immer virtuos zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, europäischem Autorenkino und Hollywood. Mit «Amnesia» betritt er nun Neuland; erstmals realisierte er einen autobiografisch getönten Film. «‹Wie dir ist mir ein Gedächtnis verliehen, kenne ich das Vergessen›, sagt Marguerite Duras in ihrem Einleitungsdialog zu Alain Renais’ ‹Hiroshima, mon amour›. Davon inspiriert, entwickelt Barbet Schroeder die Geschichte einer unmöglichen Liebe, in der sich Vergangenheit und Gegenwart überlagern. Gleichzeitig werden darin zwei Wahrnehmungen der Geschichte und ihrer Folgen miteinander konfrontiert. (…) ‹Amnesia› hat auch einen testamentarischen Hintersinn: Barbet Schroeder will offenbar den Kreis seines erkundungsfreudigen und kühnen Filmschaffens schliessen, indem er an den Ort zurückkehrt, wo seine Mutter lebte und (…) wo er 1969 mit ‹More› sein Filmdebüt gab. An die Stelle des 1992 verstorbenen Kameramannes Néstor Almendros, der bei Schroeders ersten Filmen mitwirkte, ist ein anderer Meister seines Fachs getreten: Luciano Tovoli, dessen Kamera das Mittelmeer verherrlicht, den wechselnden Himmel und die zauberhaften Landschaften der Insel.» Olivier Père, arte.tv