
Wild Women – Gentle Beasts
Regie: Anka Schmid
Mitw.: Namayca Bauer, Carmen Zander, Aliya Takshantova, Nadezhda Takshantova, Anosa Kouta u.a.
Das Raubtier und seine Herrin sind ein erhabenes Paar; das machen schon die ersten Szenen von Anka Schmids neuem Dokumentarfilm klar. Man hält den Atem an, wenn Carmen Zander in der Manege mit einem halben Dutzend ausgewachsener Tiger spielt, als wären es putzige kleine Schmusekätzchen. Die deutsche Dompteurin ist eine von fünf Königinnen der Manege, die die Zürcher Regisseurin – die in früheren Filmen schwangere Teenager, Künstlerinnen und Hopi-Indianer porträtierte – bei ihrer gefährlichen Arbeit begleitet. Die anderen Frauen kommen aus Ägypten, Frankreich und Russland. Im Gegensatz zur Deutschen, die einst Spitzensportlerin in der DDR war, stammen sie aus Zirkusfamilien und sind von klein an mit den «Beasts» vertraut. Die Französin erzählt, wie bei ihr als Baby im Kinderwagen kein Stofftier, sondern ein Minilöwe lag. Und die junge Russin, die zusammen mit ihrer Mutter Bären zähmt, sagt: «Die Bärin, mit der ich jetzt arbeite, ist wie eine Schwester.» Und die Ägypterin wollte auf ihrer Visitenkarten neben ihrem Namen schon immer den Beruf «Löwenbändigerin» setzen – derweil die deutsche Künstlerin die Tigersprache sprechen und verstehen kann und zusammenbricht, als einer ihrer Lieblinge mit Nierensteinen in die Klinik muss. «Schon als Mädchen fühlte ich mich angezogen von einer Dompteurin aus ‹Salto Mortale›, einer Fernsehserie der 60er-Jahre. Ich wollte nach ihrem Vorbild Tigerdompteurin werden. Nun als 50-jährige Filmerin will ich erforschen, wie die Realität dieser wagemutigen Frauen tatsächlich aussieht. (…) Diese Magie der Zähmung ging durch die Dreharbeiten und den Blick hinter die Kulissen keineswegs verloren. (…) Gerade durch das Wissen, wie hart die Schufterei (…) und wie ambivalent die Rolle der Frauen ist, entstand für mich eine neue Magie: ihre absolute Hingabe und Bedingungslosigkeit. Insofern haben mir die glitzernden Raubtierdompteurinnen mit ihrer Achtsamkeit und ihrem Respekt gezeigt, wie angewiesen wir Menschen auf ein Zusammenwirken mit Tier und Natur sind.» Anka Schmid
Premiere am 16. September in Anwesenheit der Regisseurin Anka Schmid.