Die Demokratie ist los!

CH 2014, 87 min, DCP, Dialekt/O/d-f
Regie: Thomas Isler
Mitw.: Sonja Ablinger, Cesla Amarelle, Adrian Amstutz, Ralf-Uwe Beck, Christoph Blocher, Toni Brunner, Gilbert Collard, Oliver Diggelmann u.a.

Die europäische Union ist in einer Krise, das zeigt sich schon seit längerem an ihren rechten Rändern. Dort werden nationalistische, antieuropäische und antiislamische Stimmen immer lauter; sie singen dabei häufig ein Loblied auf ein Land, in dem angeblich alles besser ist: die Schweiz mit ihrer direkten Demokratie. Dabei stösst diese aber immer mehr an ihre Grenzen, da in den letzten Jahren gleich mehrere vom Stimmvolk angenommene Initiativen gegen internationale Abkommen über Menschenrechte verstossen. Der Zürcher Regisseur Thomas Isler, bekannt durch die beiden Kinodokumentarfilme «Wanakam» und «Wir kamen, um zu helfen», geht in seinem neuen Film – der seine Premiere am letztjährigen Zurich Film Festival erlebte – dem politischen System der Schweiz auf den Grund und spricht einen Diskurs an, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Nämlich, dass jede Abstimmung nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer hat. Zu Beginn des Films sieht man SVP-Chef Toni Brunner bei der Einreichung der Durchsetzungsinitiative. Diese steht neben der Masseneinwanderungs-Initiative und weiteren Initiativen der SVP im Mittelpunkt des Films. Als Gegenpol dazu steht der Besuch eines islamischen Zentrums in Ostermundigen, jenem Berner Vorort mit einem Ausländeranteil von über 25 Prozent. Im Bestreben, nicht einfach einen «Anti-SVP-Film» zu machen, befragt Isler Akteurinnen und Akteure aus Politik und Justiz, die unterschiedlichen politischen Lagern angehören. Das Spektrum reicht dabei vom grünen Alt-Nationalrat Jo Lang und der SP-Nationalrätin Amarelle Cesla bis zu Christoph Blocher und im Bereich der Justiz von Alt-CVP-Bundesrichter Giusep Nay bis zu Helen Keller, der Schweizer Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ausserdem kommen in dieser kurzweiligen Tour d’Horizon Stimmen aus Österreich, Frankreich und Deutschland zu Wort, die sich für die Einführung direkter Demokratie in ihren Ländern einsetzen und doch nicht nur dem rechten Lager angehören.

 

Nach der Vorstellung vom 4. September Diskussion mit Ständerat Paul Rechsteiner und Kantonsrat Walter Locher. Moderation: Hanspeter Trütsch, Leiter Bundeshausredaktion.