
Mr. Kaplan
Regie: Álvaro Brechner
Darst.: Héctor Noguera, Néstor Guzzini, Rolf Becker, Nida Telles, Nuria Fló, Leonor Svarcas, Gustavo Saffores, Hugo Piccinini u.a.
Der Rentner Jacobo Kaplan ist ein «Grumpy Old Man»; er hadert mit seinem Alter und seinem langweiligen Leben – und hat vor allem Angst davor, nach dem Tod rasch vergessen zu werden. Da eröffnet sich ihm am Strand des kleinen Badeortes an der uruguayischen Atlantikküste, wo er im Kreis von Kindern und Enkeln ein paar Tage verbringt, eine einzigartige Chance, doch noch etwas Grossartiges zu schaffen: Dieser einsame alte Besitzer der Strandbar mit seinem deutschen Akzent verhält sich so seltsam, der ist doch sicher ein geflohener Nazi. So heuert Mr. Kaplan für weitergehende Recherchen einen alten Freund, einen linkischen Ex-Polizisten, an und träumt davon, den Alten nach Israel auszuliefern. Der uruguayische Regisseur Álvaro Brechner, Jahrgang 1976, offenbart hier, inspiriert von der Lebensgeschichte seines jüdischen Grossvaters, einmal mehr eigenwilligen Sinn für Humor und Flair für alte Männer – Qualitäten, die er schon 2009 in seinem Erstling eindrücklich unter Beweis gestellt hatte. Der trug den schönen Titel «Mal día para pescar» (Schlechter Tag zum Fischen) und war eine Tragikomödie über einen verkrachten Boximpresario und einen alternden Champion. «Für den Regisseur ist Kaplan eine typische Figur, die, verloren im Nichts, sich im Kopf eine Geschichte zurechtgelegt hat, die ihn beherrscht. Es gibt einen Satz von Churchill, den ich mir in meinem Notizbuch dick unterstrichen habe: ‹Die Imagination tröstet die Menschen für das, was sie nicht sein können, und der Humor für das, was sie sind.› Diese zwei Rettungsanker, von denen Churchill spricht, sind im Film in grosszügigster Weise präsent. (…) Und hinter dem subtilen und intelligenten Humor befindet sich der Wille zweier Individuen, ihre Würde zurückzugewinnen. In den Worten des Regisseurs: ‹Mr. Kaplan verkörpert die Forderung: nicht tot, nicht vom Tod besiegt sein, wenn man tot ist.› Es ist dieser Gestus, der nachhallt – mehr noch als das Ende jenes verrückten Abenteuers, das ‹Mr. Kaplan› auch ist.» Henry Segura, El País