Lüzzas Walkman

CH 1989, 82 min, DCP, Dialekt
Regie: Christian Schocher
Darst.: Thomas Pfister

1989 lässt Christian Schocher einen jungen Bergbauernsohn, der im Winter jeweils in Laax am Skilift arbeitet, mit einem geklauten Jeep nach Zürich fahren. Durch einen unendlich langen Tunnel gelangt der 18-jährige rockverrückte Lüzza direkt von seinem Bündner Dorf auf den Zürcher Bellevueplatz. Eigentlich vom Wunsch getrieben, die Touristen, für die er jeweils die Skiliftsessel poliert, an ihrem Wohnort kennenzulernen, erlebt Lüzza die blankgeputzte Bankenstadt aus der Sicht von unten: In langen, dokumentarisch anmutenden Sequenzen begegnet er den Gestrauchelten und Gestrandeten, er lernt selbsternannte Heilsbringer beiderlei Geschlechts kennen, Freaks und Querschläger, Penner und Alkis, Outcasts und Fixer. Sie hausen an Orten, die es heute – zumindest in dieser Form – nicht mehr gibt: den Güterbahnhof, das Shopville, den Platzspitz und die Rote Fabrik. Von Filmerkollege Clemens Klopfenstein, der bei «Reisender Krieger» als Kameramann einen wesentlichen Anteil an jenem Meisterwerk hatte, als «farbige Version von ‹Reisender Krieger›» bezeichnet, verstand Christian Schocher «Lüzzas Walkman» als verspätete Hommage an die 1980er-Bewegung, die am Anfang jenes Jahrzehnts nicht nur Zürich erschüttert hatte. «Eine irrsinnige Reise zurück in eine Ära, in der man noch in Telefonzellen schlafen konnte und der ‹züritipp› nur ein p hatte. Auch das Dokument einer Übergangszeit zwischen Jugendbewegung und Gentrifizierung. Baby Jail treten auf, und manchem Zürcher mögen vor Wehmut die Tränen kommen.» Pascal Blum, züritipp