
Das Blut an den Lippen des Liebenden
Regie: Christian Schocher
Darst.: Josef Gahlinger, Delio Realini, Carina Zanolla u.a.
Die Geschichte einer Heimkehr, die unter keinem guten Stern steht, und einer tragisch endenden Liebe. «Das Blut an den Lippen des Liebenden» ist ein stilisierter Alpenwestern, der sowohl Schochers Jugendidol Ingmar Bergman als auch den Italo-Western Sergio Leones und Sergio Corbuccis die Referenz erweist. Merkwürdig verwunschen und aus der Zeit gefallen erscheinen die Dörfer und Landschaften des Engadins, die Schocher in betörendem Schwarz-Weiss eingefangen hat. Das Spielfilmdebüt des damals 31-jährigen Regisseurs stand unter keinem guten Stern – und wurde doch im Nachhinein zur Geburtsstunde eines Meisterwerks: Als Schocher «Das Blut an den Lippen des Liebenden» 1978 an den Solothurner Filmtagen als Weltpremiere präsentierte, wurde er von jenem Teil des Premierenpublikums ausgepfiffen, das überhaupt bis zum Schluss sitzengeblieben war. Das Werk stand quer in der Schweizer Filmlandschaft der späten Siebzigerjahre, das nach kritischen und politisch engagierten Filmen fragte und mit dem Pathos einer zeitlosen Liebesgeschichte nichts anfangen konnte. «Vergiss das Filmemachen», sagte sich Schocher, als er sich mit den Filmrollen unter dem Arm zurück ins Engadin aufmachte. Bis Monate später sein Telefon klingelte und ihm ein Redaktor des ZDF mitteilte, dass ihm die Vorführung in Solothurn sehr gefallen habe. Der Mann offerierte Schocher 100’000 D-Mark und eine Carte blanche für einen weiteren Film – das wurde dann «Reisender Krieger». Für Christian Schocher ist «Das Blut an den Lippen des Liebenden» «nach wie vor der schönste Film, den ich gemacht habe – optisch zumindest». Das verblüffende Werk ist jetzt zum ersten Mal im Kino zu sehen.