Die Kinder von Furna

CH 1975, 70 min, DCP, Dialekt
Regie: Christian Schocher

In den 1970er-Jahren war Heinz Lüdi, Christian Schochers Jugendfreund, einer von zwei Lehrern im kleinen Prättigauer Dorf Furna. Dank ihm konnte der damals 29-jährige Autodidakt Christian Schocher, der zuvor schon zwei Experimentalfilme gedreht hatte, seinen ersten langen Dokumentarfilm realisieren. Im Gegensatz zu Fredi Murers fast gleichzeitig entstandener und thematisch ähnlich gelagerter Dokumentation «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind» beansprucht «Die Kinder von Furna» nicht, in streng konzipierter Form die Probleme von Bergbauerngemeinschaften fassbar zu machen, sondern versucht vielmehr, sich dem Alltag der Kinder, ihren Wünschen, Träumen und ihrem Schulleben beiläufig zu nähern und ihre wenig rosigen Perspektiven am Rande der Prosperität sichtbar werden zu lassen. Der mit einfachsten Mitteln hergestellte Dokumentarfilm ist berührendes Zeitdokument und grosses poetisches Kino in einem. Ausgangspunkt ist ein Theaterstück, das der Lehrer Heinz Lüdi mit seinen Schülern inszeniert und das von Schocher gefilmt wird. Doch bald schon wandert die Kamera weiter, begleitet die Kinder von Furna in die Bauernstuben und Alphütten und folgt ihnen auf die Schulreise nach Zürich. Die Raga-Musik, die der «Haschbruder» Lüdi von seinem Indien-Trip mitbrachte, bildet den Soundtrack zu den Bildern einer abgeschiedenen Welt. An den Solothurner Filmtagen 1975 gehörte der Film zu den meistbeachteten jenes Jahres.