
Silentium
Regie: Wolfgang Murnberger,
Darst.: Josef Hader, Simon Schwarz, Joachim Król, Maria Köstlinger, Udo Samel, Jürgen Tarrach, Rosie Alvarez, Georg Friedrich, Christof Schlingensief u.a.
Gottlieb Dornhelm, Schwiegersohn des Salzburger Festspielpräsidenten, liegt tot am Fuss des Mönchsbergs. Man munkelt von Selbstmord, verschiedene Bürger atmen auf. Denn Dornhelm hatte kürzlich seine Jahre im Knabenkonvikt und die besondere «Behandlung» öffentlich gemacht, die ihm sein damaliger Erzieher – Salzburgs heutiger Erzbischof – hatte angedeihen lassen. Konstanze Dornhelm, die Witwe des Toten, spricht von Mord; sie beauftragt (Ex-)Kommissar Brenner mit der Aufklärung des Falles. Das kommt Brenner gerade recht, denn er ist wieder mal ohne Wohnung, ohne Geld, ohne Job und ohne Frau. Unterstützt von seinem alten Freund Berti, nimmt Brenner die Ermittlungen auf und stösst rasch auf seltsame Begebenheiten. Warum rät ihm der Festspielpräsident von den Ermittlungen ab? Was hat es mit den philippinischen Hausmädchen auf sich, die im Kloster arbeiten und dann wieder verschwinden? Wieso ist der sozial engagierte Pater Fitz so leutselig; hat er allenfalls Verbindungen zum Festspielpräsidenten? Als Brenner dann auch noch selber unter Mordverdacht gerät, tappt er in eine tödliche Falle und sieht sich plötzlich den beiden Killern Max und Moritz gegenüber … Die zweite Zusammenarbeit des Trios Murnberger/Haas/Hader ist um einiges bösartiger und düsterer als «Komm, süsser Tod» und dazu mit jeder Menge verrückter Einfälle gespickt. So sehen wir etwa Christoph Schlingensief, der als Jungregisseur im Festspielhaus gerade Mozarts «Die Entführung aus dem Serail» als Kommentar zum Irak-Krieg inszeniert, oder Brenner wird auf dem Fussballplatz von einem Modellflugzeug gejagt – «North by Northwest» lässt grüssen. «Eine hemmungslos derbe, fies gewalttätige Satire gegen Kirche und Festspiele. Das eigentlich Blasphemische, Brutale sitzt tiefer, dunkler drin, ist purer, tragikomischer österreichischer Existenzialismus: das Menschsein als absurder Kreuzgang und Salzburg als Welt.» Thomas Willmann, artechock