
Nénette et Boni
Regie: Claire Denis
Darst.: Grégoire Colin, Alice Houri, Jacques Nolot, Valeria Bruni Tedeschi, Vincent Gallo, Malek Brahimi, Gérard Meylan, Sébastien Pons u.a.
Beiläufig erfährt man, dass Nenétte und Boni Geschwister sind, seit dem Tod der Mutter haben sie nichts mehr miteinander zu tun. Nénette wuchs beim Vater auf, danach im Internat – Boni wohnt im Haus der verstorbenen Mutter im Hafenviertel von Marseille. Er arbeitet als Pizzabäcker und hat sich selbstverliebt seinen eigenen, überschaubaren Mikrokosmos geschaffen. Er schreibt Tagebuch und hat die Bäckersfrau zum Zentrum seiner sexuellen Fantasien auserkoren. Plötzlich steht seine fünfzehnjährige Schwester vor seiner Tür, sie ist aus dem Internat abgehauen und schwanger – dazu fest entschlossen, das Kind abzutreiben. Boni weist Nénette zuerst ab – er empfindet sie als Eindringling in seine Tagtraumwelt. Doch im Gegensatz zu seiner Schwester erkennt er im Baby eine Perspektive … Am Filmfestival von Locarno 1996 wurde der Film mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet. «Die von Agnès Godard famos-virtuos geführte Kamera lässt ‹Nénette et Boni› zu einem Feuerwerk unkonventioneller, ungeahnter Visualität geraten: Fahrten und Schwenks, wo man sie nicht erwartet; lange, sehr lange Einstellungen, welche die Seelenzustände geradezu einfrieren; und das surrealistisch anmutende Miteinander von Farbgebung und Kamerapositionierung. Und selten nur hat ein solch intelligenter Schnitt (Yann Dedet) dem Zuschauer stets aufs Neue einen Strich durch die Rechnung des Kopf-Kinos gemacht.» Redaktion Spielfilm.de