
Chocolat
Regie: Claire Denis
Darst.: Isaach De Bankolé, Giulia Boschi, François Cluzet, Jean-Claude Adelin, Laurent Arnal, Jean Bediebe, Jean-Quentin Châtelain u.a.
Das erstaunliche Debüt von Claire Denis, «der grossen modernen Lyrikerin des Gegenwartskinos» (Filmmuseum Wien) ist ein semi-autobiografischer Spielfilm. Die junge Französin France Dalens kehrt an den Ort ihrer Jugend nach Kamerun zurück, wo ihr Vater als Kolonialverwalter stationiert war. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in den 50er-Jahren, als sie und ihre Mutter in Abwesenheit des Vaters häufig in der Obhut des schwarzen Dieners Protée auf der abgelegenen Farm zurückblieben. Die Beziehung der drei steht im Zentrum der Erzählung, die mit einer Rückblende einsetzt. France verbindet eine Vertrautheit mit Protée – sie ist seine Verbündete und sieht, was er sieht und was von den weissen Erwachsenen übersehen wird. Zwischen ihrer Mutter und Protée gibt es ein untergründiges Begehren. Die Hierarchien sind (noch) intakt – doch in manchen Gesten manifestieren sich bereits feine Risse im Gefüge kolonialer Selbstverständlichkeiten, Anzeichen von Unruhe. «‹Chocolat› zeigt die ausserordentlichen Qualitäten von Denis’ Kino wie in einer Nussschale: den musikalischen Aufbau, das Insistieren auf subtil akkumulierten Stimmungen und die eigenwillig gebrochene Psychologie der Charaktere. Ein postkolonialer, melancholischer Entwurf über unausgesprochene Gefühle und Machtverhältnisse, vorgetragen im schlendernden Rhythmus des Lebens in einem verlassenen Winkel Afrikas.» Filmmuseum Wien