Bouboule

F 2014, 84 min, DCP, F/d
Regie: Bruno Deville
Darst.: David Thielemans, Swann Arlaud, Julie Ferrier, François Hadji-Lazaro, Lisa Harder, Amélie Peterli, Themis Pauwels, Dodi Mbemba u.a.

Der zwölfjährige Kevin ist über hundert Kilo schwer und wird von allen nur «Bouboule» (Pummelchen) genannt. Trotz eindringlicher Warnung seines Arztes vor einem Herzinfarkt und Mamas besorgtem Getue stopft er sich heimlich mit Süssigkeiten voll und geht, wenn überhaupt, nur widerwillig ins Aquafit-Training. Er klaut seiner älteren Schwester den BH und schenkt ihn seinem einzigen Freund, dem Afrikaner Moukoumbi. Ansonsten braust er trotzig mit seinem Fahrrad durchs Quartier oder hängt auf einer Brache hinter dem Hochhaus herum. Hier treffen sich alle möglichen Aussenseiter, auch jene Buben aus dem Quartier, die Kevin jagen und plagen. Eines Tages begegnet Kevin in dieser grausligen Umgebung dem einige Jahre älteren Patrick, der bei einer Sicherheitsfirma arbeitet und einen Kampfhund spazieren führt. Kevin, der sofort von dem Hund begeistert ist, hängt sich an Patrick, eine einseitige und ungesunde Freundschaft beginnt. Doch Kevin tut es gut, mit dem Hund zu trainieren, er verliert Gewicht. Er gerät in eine faschistoide Männerwelt und gewinnt Selbstvertrauen. Der 1976 in Belgien geborene und 1995 nach Lausanne übersiedelte Bruno Deville hat in seinem ersten langen Spielfilm, dessen Drehbuch er zusammen mit Ursula Meiers Drehbuchautor Antoine Jaccoud entwickelte, mit dem Hauptdarsteller, dem elfjährigen David Tielemans, eine schauspielerische Entdeckung gemacht. «Man sieht einen über hundert Kilo schweren Jungen nicht unbedingt gerne im Kino. Weil da die Darstellung menschlicher Körperlichkeit grundsätzlich und diejenige von Kindern insbesondere nach einer ästhetischen Sensibilität und einer Ethik verlangt, deren Grenzen sich kaum abschliessend definieren lassen. Doch genau diese Körperlichkeit, die versteckten Übergriffe auf den Körper des Hauptdarstellers sind Bruno Devilles Thema, der in seiner Kindheit selber unter seiner Übergewichtigkeit gelitten hatte und der nun hier ein herb-zartes Coming-of-Age-Movie samt einer schüchternen First-Love-Story geschaffen hat.» Irene Genhardt, Der Landbote