Hedi Schneider steckt fest

D 2015, 90 min, DCP, D
Regie: Sonja Heiss
Darst.: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche, Margarita Broich, Matthias Bundschuh, Jakob Bieber, Rosa Enskat, Urs Jucker, Mario Mentrup u.a.

Mit verträumtem Blick, in geblümtem Kleid und roter Strumpfhose radelt Hedi Schneider anfangs durch Frankfurt. Die junge Frau, Mitte 30, ist im Herzen Kind geblieben, und so mädchenhaft wie ihre Kleidung scheint auch ihr Gemüt zu sein. Als sie auf dem Weg zur Arbeit im Lift stecken bleibt, meistert sie die Situation unbeschwert und verspielt. Über die Notrufanlage schäkert sie mit dem Mitarbeiter der Aufzugfirma, bestellt Burger und Pommes. Nach einem Tag im Reisebüro geht sie mit Freund Uli und Sohn Finn auf Faultierjagd im heimischen Garten – diese Familie scheint in ihrer Harmonie schon fast unwirklich, und man fragt sich, was dieser Hedi Schneider schon passieren kann. Die Antwort folgt bald, mitten im Liebesspiel auf dem Küchenboden. Hedi Schneider wird kurzatmig, ihr Herz beginnt zu rasen, sie spürt Lippen und Hände nicht mehr, glaubt, sterben zu müssen, und fleht Uli an, den Notarzt anzurufen. Dieser kommt und stellt eine depressive Phase mit Panikattacken fest. Plötzlich rächt sich, dass Hedi Schneider schwer Nein sagen kann und sich ständig zu viel aufbürdet. Die einzelnen Auslöser der Angststörung lässt Regisseurin Sonja Heiss bewusst im Unklaren, den einen entscheidenden wird es ohnehin nicht geben. Dass mit Hedi Schneider ausgerechnet die Lebenslust in Person erkrankt, verleiht dem Film eine besondere Fallhöhe: Es kann jeden treffen. «Konzentrierte sich Sonja Heiss in der Tragikomödie ‹Hotel Very Welcome› (2007) auf die Sinnsuche junger Erwachsener in der Fremde, so fokussiert ihr Zweitling auf das drohende Aus einer Familie. Mit der verspielten Inszenierung gelingt ihr ein Balanceakt zwischen Irrsinn, Trauer und Hoffnung. Laura Tonke überzeugt als Hedi in ihrer Gratwanderung zwischen Tragik und Komik. Das feinfühlig erzählte Porträt einer schwindenden Liebe berührt und verliert trotz betrübender Thematik nie seine humorvolle Leichtigkeit.» Susanne Ruckstuhl, Frame