Nénette

F 2010, 70 min, 35 mm, F/d
Regie: Nicolas Philibert

In der Schweiz kennt man Nicolas Philibert spätestens seit «Être et avoir», der mehrfach preisgekrönten Dokumentation über eine Gesamtschule in der Auvergne. «Nénette» ist ein Porträt der Orang-Utan-Dame, des unbestrittenen Stars im Zoo des Jardin des Plantes in Paris. Noch in freier Wildbahn im Urwald von Borneo geboren, kam sie 1972 im Alter von etwa drei Jahren nach Paris. Heute ist sie über vierzig Jahre alt. 600’000 Menschen ziehen jährlich an Nénettes Käfig vorbei, fotografieren, filmen und geben Kommentare ab. Der Film arbeitet geschickt mit der Divergenz von Bild und Ton: «Wir sehen die Tiere im Käfig, ohne sie zu hören, und hören die Menschen vor dem Käfig, ohne diese zu sehen (…) Auf der Tonspur vermischen sich verschiedene Kommentarebenen der verschiedenen Besucher. Ausserdem habe ich die Tierpfleger aufgenommen, vor allem die älteren, die Nénette aufwachsen sahen und ihre Geschichte kennen. (…) ‹Nénette› ist ein Film über den Blick, über das Phänomen der Darstellung. Er ist eine Metapher für das Kino und besonders für den Dokumentarfilm, ein Medium, das gleichzeitig erobert und erobert wird. Andere zu filmen, heisst schliesslich nichts anderes, als sie gefangen zu nehmen, sie einzurahmen, sie in Zeit und Raum zu bannen.» Nicolas Philibert