
Bestiaire
Regie: Denis Côté
Der zauberhafte «Bestiaire» des kanadischen Regisseurs Denis Côté ist irgendwo zwischen Dokumentar- und Essayfilm angesiedelt, er funktioniert ohne Dialoge und setzt auf die assoziative Kraft der Montage. «Ein Zeichenkurs, ein Safaripark, die Werkstatt eines Tierpräparators: drei Umgebungen, in denen sich Mensch und Tier begegnen. Im Mittelpunkt der Beobachtung stehen Blick- und Wahrnehmungsverhältnisse, die gleichzeitig oft ungleiche Machtverhältnisse spiegeln. Dabei scheint der Film die Frage mitzudenken, wie man Tiere filmen kann. (…) ‹Bestiaire› ist eine kommentarlose und nüchterne Betrachtung – die Kamera ist oft unbewegt und beobachtet die Tiere mit einem feinem Gespür für Formen und Bewegung: Hörner vor einer Betonwand, die Beine nervöser Zebras in der Enge des Stalls, die Sorgfalt in den kundigen Handgriffen des Tierpräparators. Wohlüberlegte Einstellungen lassen Zeit zum Nachdenken über Schönheit und Fremdheit, über die domestizierte Wildnis in der Zivilisation. Orchestriert von den Umgebungsgeräuschen ergibt das eine Choreografie, ein filmisches Bestiarium, in dem sich zu den stoischen, ungerührten, ungeduldigen, wilden und rebellischen Tieren auch der Mensch gesellt.» Anna Hoffmann, Forumskatalog Berlinale 2013