
Spartiates
Regie: Nicolas Wadimoff
Mitw.: Yvan Sorel u.a.
Der Genfer Nicolas Wadimoff («Opération Libertad») taucht ein in die Welt jenes Kampfsports, der unter dem Kürzel MMA bekannt ist. MMA steht für Mixed Martial Arts, integriert Elemente aus Boxen, Ringen und Karate zu einer so harten wie umstrittenen sogenannten Vollkontaktsportart. Ein regionaler Champion in MMA ist der heute 25-jährige algerisch-stämmige Yvan Sorel aus Marseille-Nord. «Spartiates» porträtiert den Mann, der neben seiner Wettkampftätigkeit hier in seinem eigenen Club «Team Sorel» Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene trainiert – in einem Quartier mit einer Jugendarbeitslosigkeit von weit über 50 Prozent. Hier gibt es Drogenbanden, die sich mit automatischen Waffen bekämpfen – Zustände, die eher an Favelas brasilianischer Grossstädte erinnern als an Mitteleuropa. Ohne seinen Protagonisten zu beurteilen, zeigt der Film, wie Yvan Sorel mit seinen jugendlichen Schützlingen bisweilen exzessive Abhärtung praktiziert, aber auch wie er beim Training mit den Kleinsten die Grundsätze seiner Kampfsportschule in Erinnerung ruft: respecte, fidélité, unité, persévérance – victoire. Das ist eine Sprache, die in der Welt von Marseille-Nord verstanden wird – und die auch die Jury des «Prix de Soleure» der diesjährigen Solothurner Filmtage überzeugte. «Eine intensive und subtile Dramaturgie lässt uns den Kampf im Boxring auch als denjenigen des täglichen Überlebens, ja als Metapher für alle zwischenmenschlichen Beziehungen erfahren. Die harten Schläge, welche diese Jugendlichen (…) einzustecken lernen müssen, übertragen sich auf die Zuschauer – mit einer Kamera auf Augenhöhe mit den Menschen und mit ihrer Seele. Der Film zeigt, dass die weltweite Gewalt in Städten (…), die von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt sind, überwunden werden kann, wenn glaubwürdig auf die Verhaltensmuster der Jugendlichen mit Liebe und Einsatz eingegangen wird. Die Vision einer friedlichen Gemeinschaft bleibt deshalb trotz politischen und systemischen Unvermögens keine Utopie.» Jurybegründung Prix de Soleure 2015