
Inside Job
Regie: Charles Ferguson
Mitw.: Matt Damon, William Ackman, Daniel Alpert, Jonathan Alpert, Sigridur Benediktsdottir, Ben Barnake, Willem Buiter u.a.
Der Titel von Charles Fergusons Dokumentarfilm bezeichnet auf Englisch eine Straftat zum Nachteil eines Unternehmens, verübt von einem eigenen Mitarbeiter, einem Insider. Ferguson geht den Ursachen der Finanzkrise von 2007/08 nach, befragt Banker, Politiker und Experten – und sieht den Grund in der Liberalisierung der Finanzmärkte. Ein Schwerpunkt von «Inside Job» liegt in der Darstellung der Korruption in der amerikanischen Justiz und Wissenschaft, was mit der personellen Verflechtung von Banken, Ratingagenturen und Versicherungen mit den Universitäten zu tun hat. So waren einige zentrale Akteure der Krise, die sich einst in Gutachten für die Deregulierung der Finanzmärkte eingesetzt hatten, selbst Mitarbeiter in jenen Unternehmen, die in der Ära Bush von der Entwicklung erheblich profitierten. Doch Ferguson zeigt auf, dass auch unter Obama teilweise wieder die gleichen Personen die Kontrolle der Finanzmärkte ausübten, die die Krise mit ausgelöst hatten. «It’s a Wall Street Government», sagt ein US-Bürgerrechtler, und der damalige Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, erklärt: «Die Finanzbranche hatte 2008 Angst bekommen. Jetzt will sie zu ihren alten Spielregeln zurück.» Das war vor DSKs tiefem Fall; die Aussage verdeutlicht, wie sehr der 2011 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnete Film auch schon wieder ein Zeitdokument ist. «Während Oliver Stone kürzlich in seinem ‹Wall-Street›-Sequel die Finanzkrise von 2008 fiktional ausbeutete und dem Thema damit keinen Dienst erwies, zieht Charles Ferguson in ‹Inside Job› alle Register eines schockierenden Dokudramas. Wenn Sie glaubten, dass Sie schon alles gehört haben über Subprime-Hypotheken, faule Kredite und die Geheimnisse von Derivaten, dann sollten Sie umdenken, denn ‹Inside Job› zeichnet die Geschichte der Krise und ihre Auswirkungen mit nie gesehener Klarheit, Strenge und Entrüstung nach.» Ann Hornaday, The Washington Post
Mit einer Einführung durch Dr. Scott Loren und PD Dr. Jörg Metelmann, Dozenten für Kulturwissenschaft Universität St.Gallen.