Refugiado

ARG/COL/F/POL 2015, 90 min, DCP, Sp/d-f
Regie: Diego Lerman
Darst.: Julieta Díaz, Sebastián Molinaro, Marta Lubos, Valentina García Guerrero, Silvia Bayle, Sofia Palomino, Sandra Villani u.a.

Bayle, Sofia Palomino, Sandra Villani u.a.

Der kleine Matías kommt von einem Kindergeburtstag nach Hause und findet seine Mutter Laura bewusstlos am Boden, zusammengeschlagen von ihrem krankhaft eifersüchtigen Mann. Als Laura wieder zu sich kommt, nimmt sie den Sohn und flieht in ein Haus für geschlagene Frauen. Doch die Bedingungen dort sind prekär, so zieht sie bald weiter – und beginnt eine Odyssee durch Buenos Aires, auf der Suche nach einem sicheren Ort. Der 1976 geborene Diego Lerman ist einer der bedeutendsten argentinischen Cineasten seiner Generation. 2002 debütierte er mit der umwerfenden schwarz-weissen Tragikomödie «Tán de repente» um zwei lesbische Punkerinnen und eine schüchterne Verkäuferin und gewann in Locarno den Silbernen Leoparden. Dann aber sah man im hiesigen Kino längere Zeit nichts mehr von dem talentierten Filmemacher. Erst mit «La mirada invisible», der im April 2011 im Kinok lief, war Lerman bei uns wieder präsent. Ähnlich wie in jenem absurden Drama um eine junge Aufseherin in einem Knabeninternat zur Zeit von Argentiniens Militärdiktatur, zeigt sich Lerman auch in «Refugiado» als grosser Stilist. In millimetergenau komponierten Einstellungen erzählt er mit seinem polnischen Kameramann Wojciech Staron eine atemlos spannende Geschichte weitgehend in Bildern. «Den gewalttätigen Ehemann und Vater sieht man während der ganzen Filmdauer nie, doch diese unsichtbare Präsenz wirkt umso bedrohlicher; Lerman erschafft Szenen, bei denen einem der Atem stockt. Mit der meisterlichen Kamera, die stets den total eingeschränkten Spielraum von Akteuren im Blick hat, die oberflächlich besehen frei zu sein scheinen, und mit einem grossartigen Protagonistenduo gehörte ‹Refugiado› 2014 zu den Highlights der Quinzaine des réalisateurs in Cannes. Besonders der achtjährige Sebastián Molinaro ist hervorzuheben, der dieses Kind – noch zu klein, um ganz zu verstehen, wie ihm geschieht, und doch alt genug, um zu spüren, dass sich sein Leben für immer verändert – grossartig verkörpert.» Justin Chang, Variety