
Iraqi Odyssey
Regie: Samir
Mitw.: Samira Jamal Aldin, Sabah Jamal Aldin, Jamal Al Tahir, Tanya Uldin, Souhair Jamal Aldin, Samir
Samir, 1955 in Bagdad geborener Sohn eines Irakers und einer Schweizerin, kam 1961 mit seinen Eltern in die Schweiz. Am Beispiel seiner eigenen Familie ergründet der bekannte Zürcher Regisseur und Produzent, wie der einst weltoffene Irak während der letzten 100 Jahre im Zuge weltpolitischer Verstrickungen weitgehend zerstört wurde. Samir interviewt seine Onkel, Tanten und Cousinen, die vor dem Saddam-Hussein-Regime flohen – nach Neuseeland, Frankreich, Russland, in die USA und die Schweiz. Um die Übersicht zu wahren, schwebt er immer wieder schwerelos durch die vielen Verästelungen seines Stammbaums. Statt seine Gesprächspartner vor einer biederen Wand erzählen zu lassen, hinterlegt er ihnen passend recherchierte Archivaufnahmen. So entwickelt «Iraqi Odyssey» eine unheimliche Sogwirkung – der aufwändig gestaltete Film erweist sich trotz epischer Länge als packend, aufschlussreich und dank dem orientalischen Flair fürs Erzählen des Regisseurs und seines Onkels Jamal auch ungemein lustig. «Ich komme aus einer tiefreligiösen Familie. Mein Grossvater hat in Najaf den Koran und islamisches Recht studiert. Er war ein sogenannter Sayid, ein Abkömmling des Propheten Mohammed. Ich hätte also ein Ayatollah werden können – bin ich aber nicht geworden, obwohl mein Grossvater noch ganz in dieser religiösen Tradition erzogen wurde. Er beteiligte sich an den Auseinandersetzungen mit der englischen Kolonialmacht, die damals den Irak beherrschte. Aber er hat seine Kinder in einem nicht religiösen Geist erzogen. So haben sich mein Vater und seine Geschwister von ihrem religiösen Hintergrund gelöst. Sie wurden Ingenieure und Ärzte und gehörten zur neuen irakischen Mittelschicht. Wenn man das im Film sieht, dann straft das alle Apologeten des Eurozentrismus Lügen. Es gibt nicht nur Säkularismus im Westen, und es geht auch nicht an, dass nur der Westen darüber entscheidet, was frei und unfrei ist.» Samir in einem Interview mit der Basler Zeitung
Premiere am Donnerstag, 5. März, 19 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs Samir. Das Gespräch führt der irakische Schriftsteller Najem Wali.