
Conducta
Regie: Ernesto Daranas
Darst.: Alina Rodríguez, Armando Valdés Freire, Silvia Águila, Yuliet Cruz, Armando Miguel Gómez, Amaly Junco, Miriel Cejas u.a.
Der elfjährige Chala wächst in einem Slum von Havanna auf, seine Mutter ist Alkoholikerin und prostituiert sich. Offiziell hat Chala keinen Vater, aber vielleicht ist Ignacio sein Erzeuger, ein Kleinkrimineller, der sich mit illegalen Hundekämpfen durchschlägt. Chala hat einen guten Draht zu ihm, hütet ihm die Hunde, und wenn er nicht damit beschäftigt ist, widmet er sich seinen Tauben, die er in einem Verschlag hält. Doch Chala geht wie alle Kinder in Kuba auch zur Schule und hat dort in Carmela, die kurz vor der Pensionierung steht und einst schon Chalas Mutter und auch seinen – möglichen – Vater unterrichtete, eine Lehrerinnenpersönlichkeit, die ihren Beruf als Berufung versteht. Aber als Carmela erkrankt und durch eine überforderte, junge Aushilfe ersetzt wird, droht Chala die Abschiebung in eine geschlossene Institution. Der dritte Langspielfilm des zuvor wenig bekannten Ernesto Daranas (*1961) avancierte 2014 in Kuba zum erfolgreichsten einheimischen Film überhaupt und überrascht mit ungewohnt offener Sozialkritik. «Man stelle sich einige Kubaner vor, die, im Jahr 1984 eingeschläfert, nun, 30 Jahre später in den Wachzustand versetzt, im Kino ‹Conducta› sehen: Entsetzt würden sie aus dem Saal flüchten, eine so pessimistisch, ja konterrevoltionär verfälschte Darstellung ihrer Lebensrealität könnten sie nicht ertragen. (…) Aber die Macher von ‹Conducta› mussten keinen künstlichen Raum im Stil von ‹The Truman Show› im Studio kreieren. Sie brauchten keine kaputten Pulte oder Wandtafeln aus dem Antiquitätenladen, und das Nachbauen eines Elendsviertels aus Holz und Karton erübrigte sich ebenso wie ein Schauspielcoach, der den kindlichen und jugendlichen Laiendarstellern bestimmte Redewendungen beibrachte – persönlicher Erfahrungsschatz genügte vollauf. Das erklärt den unglaublichen Erfolg des Films: Das in die Säle strömende Publikum verbrachte die letzten 30 Jahre eben nicht schlafend, sondern sieht sich in dieser Tragödie als Protagonist.» Reinaldo Escobar, 14ymedio, Havanna