
A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence
Regie: Roy Andersson
Darst.: Holger Andersson, Nils Westblom, Charlotta Larsson, Viktor Gyllenberg, Lotti Törnos, Jonas Gerholm, Ola Stensson u.a.
«Ich freue mich zu hören, dass es dir gut geht.» Dieser Allerweltssatz, in den unterschiedlichsten Situationen ins Telefon gesprochen von einer Putzfrau, einer Hirnforscherin, einem Rentner oder einem Firmenchef mit Selbstmordabsichten, gehört zu den wenigen Konstanten im neuen Film von Roy Andersson, der hier einmal mehr in wilder Assoziation Szene an Szene reiht, die in ihrer Absurdität dennoch ein Ganzes ergeben. «Songs from the Second Floor» hiess im Jahr 2000 der erste Langspielfilm, mit dem der 1943 geborene Schwede seinen Weltruhm begründete und sich als einer der grössten Meister wahnwitzig-anarchischen Humors im zeitgenössischen Kino etablierte. 2007 folgte «You, the Living». Mit seinem neuesten Film, dessen rekordlanger Titel einer Gedichtzeile entstammt, die in einer Szene ein geistig behindertes Mädchen rezitiert, hat Andersson nun den Abschluss seiner «Trilogie des Menschseins» gedreht. «A Pigeon Sat on a Branch …» ist wohl sein Opus magnum und wurde am letzten Filmfestival von Venedig mit dem Goldenen Löwen gekrönt. «Es beginnt mit drei Todesbegegnungen, und zwischendrin baut der Schwede einmal mehr Szenen (…) wie Schaufenster der absurden menschlichen Existenz. Zwei Scherzartikelverkäufer führen durch die statisch gefilmten (…) Tableaus und drehen den Leuten (…) mit steinernen Mienen Lachsäcke an. Einmal gehen sie in eine Bar, da kommt König Karl vom gescheiterten Russland-Feldzug zurück und steigt müde vom Ross, und dann ist auch noch das Klo besetzt. Groteske, Lyrik und lakonischer Witz, das ist etwa die Konstellation im Guckkastenkino von Roy Andersson. (…) Sie lebt von millimetergenauer Komposition und zieht ihre Tragikomik daraus, dass im Leben manchmal Dinge gleichzeitig geschehen, die nicht zueinander passen (…). Aber immer ist da eine rührende Anmut und ein Humor von exakt getimter Merkwürdigkeit, und im Wettbewerb von Venedig gab es keinen schöneren Film.» Pascal Blum, Tages Anzeiger