
Fish and Cat
Regie: Shahram Mokri
Darst.: Abed Abest, Mona Ahmadi, Ainaz Azarhoush, Nazanin Babaei, Mohammad Berahmani, Siavash Cheraghipoor u.a.
Zwei Männer mittleren Alters, Köche eines etwas schmuddeligen Restaurants in einer einsamen Wald- und Seenlandschaft, spazieren mit je einem Plastiksack und einem Messer in der Hand durch die Gegend. Die Kamera folgt den beiden, als ein Auto auftaucht und anhält. Dem Auto entsteigt ein Mann mit seinem Sohn, fragt nach dem Weg. Während nun der eine Koch dem Autofahrer den Weg erklärt und ihm auch noch Benzin zu einem Discountpreis verkaufen möchte, beginnt der andere einen Streit mit dem Sohn. Er beschuldigt den Jungen, sich unberechtigterweise auf Privatgrund aufzuhalten. Schon diese ersten Minuten von «Fish and Cat» sind unheimlich, es wird klar: Mit den zwei Köchen stimmt etwas nicht. Das ist auch volle Absicht, denn der zweite Spielfilm des Iraners Shahram Mokri basiert erklärtermassen auf einer wahren Geschichte von 1997, als man munkelte, ein Restaurant nahe des Kaspischen Meeres serviere Menschenfleisch. Aus diesem eines Horrorfilms würdigen Plot schaffen Mokri und sein Kameramann Mahmud Kalari ein geniales filmisches Vexierbild, gedreht in einer einzigen, 134minütigen Einstellung – ein cineastisches Meisterstück! «Eine filmische Struktur, die ein Ereignis nicht erzählt, sondern fragmentarisch umkreist, ist nichts Neues, aber diese Kreisbewegung hier ist eine einzige Bewegung nach vorn, eine logisch unmögliche Bewegung. Wir folgen mal den einen, mal den anderen Figuren (…) – schon das eine logistische Meisterleistung –, es kreuzen sich ihre Wege, und bald wiederholen sich Sätze und Gesten. Wir erleben eine Situation zugleich zum ersten und zum zweiten Mal und das nicht nur im Film, sondern in der filmischen Realität. (…) Figuren laufen in die Vergangenheit und zurück in die Zukunft. Das Synchrone wird diachronisch und andersherum. Der Film ist gleichzeitig fragmentiert und immer im Fluss. Der selbe Blick, der Mokri und sein Team für diese logistische Meisterleistung einer einzigen Einstellung bewundert, traut sich selbst nicht über den Weg. Ein grosser Streich.» Till Kadritzke, critic.de