Son frère

Regie: Patrice Chéreau, F 2003, 95 min, F/d.
Der französische Regisseur Patrice Chéreau erzählt in seinem neusten Film von einem jungen Mann, Thomas, der bald an einer unheilbaren Blutkrankheit sterben wird. Das minutiöse Protokoll seines angekündigten Todes ist gleichzeitig auch die Geschichte einer allmählich erwachenden Nähe zu seinem Bruder Luc, der ihm lange entfremdet war. Luc hat sich bisher aus Thomas' Leben herausgehalten. Ein unausgetragener Konflikt steht zwischen den beiden, als sich Thomas an den jüngeren Bruder wendet, um ihm mitzuteilen, dass er unheilbar krank ist. Dass es in der Kindheit eine tiefe Verbundenheit gab, dass der Bruch möglicherweise mit dem Coming-out des homosexuellen Luc und einem Verrat zu tun hat, wird erst allmählich klar. Die wahren Gründe werden ausgespart. Chéreaus unchronologische Inszenierung schildert das komplizierte Verhältnis der beiden Brüder und besticht durch die Radikalität, mit der sie das Thema Tod behandelt. Doch berührt der Regisseur die ZuschauerInnen auch durch die Zärtlichkeit, die er für den verfallenden Körper empfindet. Es sind Bilder, die unter die Haut gehen – ohne viel Worte, frei von Pathos und Exhibitionismus. Trotz des unbeschönigenden Einblicks in unsere Endlichkeit, hat «Son frère» auch etwas sehr Persönliches. Chéreaus berührendes Drama mit dem Schweizer Bruno Todeschini in der einen Hauptrolle erhielt den Silbernen Bären an der letztjährigen Berlinale.