Memories on Stone

D/IRK 2014, 97 min, DCP, O/d-f
Regie: Shawkat Amin Korki
Darst.: Hussein Hassan, Nazmi Kırık, Shima Molaei, Rekesh Shahbaz, Hishyar Ziro, Suat Usta, Bangin Ali, Salah Sheikh Ahamdi u.a.

Der irakisch-kurdische Filmregisseur Hussein ist aus Deutschland, wo er seit Jahren mit Frau und Kind lebt, ins autonome Kurdengebiet im Nordirak gereist. Hier will er einen Spielfilm realisieren, der sich um «Anfal», den Genozid an seinem Volk unter Saddams Terrorregime in den 1980er- und 1990er-Jahren, dreht. Hussein schwebt ein künstlerisches Politdrama im Stil des 1984 verstorbenen, legendären türkisch-kurdischen Cineasten Yilmaz Güney vor. Doch die Geldgeber der Produktionsfirma «Kurdistan Action» haben anderes im Sinn. Zwar präsentieren sie eine geeignete Location – einen ehemaligen Militärstützpunkt, wo Saddams Schergen einst ein Massaker anrichteten – und auch genügend Statisten, doch sonst sind sie primär an Stars interessiert. So drücken sie einen im Libanon lebenden Popsänger für die Hauptrolle des furchtlosen Unabhängigkeitskämpfers durch und lassen ihn einfliegen. Doch dieser entpuppt sich als schauspielerische Niete und zeigt sich an einem eigenen Immobilienprojekt mehr interessiert als am Film. Und wie wenn das nicht genug der Schwierigkeiten wären, scheint die Besetzung der weiblichen Hauptrolle ein Ding der Unmöglichkeit, denn keine Familie erlaubt ihrer Tochter die Mitwirkung in einem Film. Als schliesslich in der Gestalt der jungen Halbwaisen Simur – ihr Vater wurde einst von Saddams Soldaten ermordet – doch noch eine talentierte Darstellerin auftaucht, stellt sich das Problem der rasenden Eifersucht ihres Verlobten. Dieser ist gleichzeitig ihr Cousin, und sein Vater, Simurs Onkel, ist ihr Vormund. Der aus dem kurdischen Nordirak stammende Regisseur Shawkat Amin Korki («Kick off») schafft es, in dieser komplexen Film-im-Film-Tragikomödie ein so realistisches wie grotesk-überhöhtes Bild seiner Heimat zu zeichnen. Traumata der Vergangenheit und archaische Familienstrukturen der Gegenwart verhindern eine Entwicklung hin zu einem besseren Leben – und das in einer Zeit, als ein Gespenst namens ISIS noch inexistent war.