
Ulrich Seidl und die bösen Buben
Regie: Constantin Wulff
Mitw.: Ulrich Seidl, Veronika Franz u.a.
Der erste Kinodokumentarfilm über Ulrich Seidl zeigt diesen bei der Arbeit. Man sieht den 1952 geborenen Österreicher als bekannten Filmregisseur, aber auch als kaum bekannten Theatermann. Die vieldiskutierte «Methode Seidl», die keinen grossen Unterscheid macht zwischen «real» und «fiktiv», wird dabei in ganz direkter Weise anschaulich gemacht: Die Kameras von Johannes Hammel und Constantin Wulff schauen Seidl bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Kinofilm «Im Keller» geduldig über die Schulter und beobachten ihn bei den Proben zu seiner jüngsten, provokanten Theaterinszenierung «Böse Buben/Fiese Männer» – die wiederum in engem Bezug steht zu «Im Keller». In Kombination mit ausführlichen Gesprächen und Ausschnitten aus früheren Filmen Seidls und in Interviews mit Weggefährten entwirft «Ulrich Seidl und die bösen Buben» das vielschichtige Bild eines faszinierenden Ausnahmekünstlers: In beziehungsreicher Montage wird deutlich, wie sehr Ulrich Seidls gesamtes künstlerisches Schaffen selbst immer auch die Suche eines Zweiflers ist. Dabei lässt er sich von der Wirklichkeit genauso leiten wie von seinen eigenen Visionen und Dämonen. Der seit langem in Wien lebende Schweizer Dokumentarfilmer und Drehbuchautor Constantin Wulff (er war u.a. Koautor des Drehbuchs von «Das grosse Museum», den wir im Oktober 2014 zeigten) ist auch als Filmtheoretiker und Kurator von Festivals, u.a. jenen von Graz und Nyon, bekannt. Er erweist in dieser österreichisch-schweizerischen Koproduktion Ulrich Seidl in vielfältiger Weise die Reverenz und zeigt dieses Enfant terrible der europäischen Filmszene viel weniger als Provokateur denn als feinfühligen und sensiblen Künstler und Zuhörer.