
A Most Wanted Man
Regie: Anton Corbijn
Darst.: Philip Seymour Hoffman, Grigoriy Dobrygin, Homayoun Ershadi, Mehdi Dehbi, Neil Malik Abdullah, Nina Hoss, Daniel Brühl u.a.
In Hamburg taucht ein halb totgefolterter Tschetschene auf, der, verfolgt und auf der Suche nach dem illegal erworbenen Vermögen seines toten Vaters, in der islamischen Gemeinde Zuflucht findet. Eine idealistische junge Anwältin fühlt sich von dem geheimnisvollen Mann angezogen, ebenso wie jener Banker, der über besagtes Vermögen wacht. Vor allem erregt die Anwesenheit des Tschetschenen aber die Aufmerksamkeit des Leiters einer deutschen Anti-Terror-Einheit und die einer CIA-Agentin. So wird der «meistgesuchte Mann» zum Opfer, Täter, Betrüger und extremistischen Fanatiker in einer Person. Der holländische Regisseur und Starfotograf Anton Corbijn, der von den 1980ern bis in die frühen 2000er mit Musikvideos für Nirvana, Depeche Mode, U2 und Joy Division Furore machte, bevor er 2007 mit «Control», einem Spielfilm über das Leben von Ian Curtis, dem Sänger von Joy Division, auch als Kinofilmregisseur reüssierte, knüpft nun in «A Most Wanted Man» an, wo er 2010 mit seinem vorherigen Film «The American» aufgehört hatte. War in jenem melancholischen Thriller um einen wartenden Auftragskiller (George Clooney) in einem süditalienischen Dorf die Atmosphäre wichtiger als der Krimi-Plot, so ist Corbijns neuester Wurf, basierend auf einem Roman von Altmeister John le Carré, ein klassischer Spionagethriller vom Feinsten. Philip Seymour Hoffman ist hier als Anti-Terror-Agent in seiner letzten Hauptrolle zu sehen; er starb drei Wochen nach der Weltpremiere des Films. «Unsentimental, unpathetisch (…) und doch voller Energie wirkt ‹A Most Wanted Man› – von den fein reduzierten erotischen Elementen bis zum durchdringend diskreten Soundtrack Herbert Grönemeyers (der auch eine Mini-Rolle spielt). Am stillsten und stärksten aber bleibt: Philip Seymour Hoffman. (…) Als einmal eine strebsame CIA-Agentin George W. Bushs Phrase to make the world a better place zitiert, geht ein Lächelgewitter über sein Gesicht, so kurz und kalt und winzig, wie es nur ein Philip Seymour Hoffman herbeizaubern konnte.» Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel