
My Name Is Salt
Regie: Farida Pacha
Am Anfang steht aufgesprungener Wüstenboden, der sich unter sengender Sonne bis zum Horizont erstreckt. Doch dann fahren Lastwagen vor, Menschen steigen ab, beginnen sich in einer nun ins Bild gerückten Hütte einzurichten, derweil einige andere den Boden aufgraben und ihm Schätze entnehmen: Pumpen, Schläuche, Kanister und andere Behälter. Diese Menschen gehören zu jenen insgesamt 40’000 indischen Familien, die jährlich für acht Monate in diese unwirtliche Gegend am südlichen Abschnitt der Grenze zwischen Indien und Pakistan (im Gliedstaat Gujarat) zurückkehren. Hier produzieren sie in mühevoller Arbeit mittels eines komplexen Bewässerungssystems und temporär angelegten Stauanlagen das weisseste Salz der Erde – bevor der pünktlich wiederkehrende Monsun die Wüste für kurze Zeit wieder in ein Meer verwandelt. Die in der Schweiz lebende indische Ethnologin Farida Pacha vermittelt in ihrem ersten langen Dokumentarfilm, den sie zusammen mit dem Kameramann und Regisseur Lutz Konermann («Dharavi, Slum for Sale») realisierte, in faszinierender Weise eine Welt, die uns zwar oft unbegreiflich bleibt, aber in ihren ruhigen, sorgfältig komponierten Bildern einen gewaltigen Sog entwickelt. «My Name Is Salt» ist ein Film ohne jegliche Erklärungen, dessen sich durchwegs in der Horizontalen bewegende Bilder vom Leben in der Wüste ganz für sich sprechen. Und auch auf der Tonebene entsteht durch die traumwandlerisch sichere Art, in der Farida/Konermann Umwelt- und Arbeitsgeräusche aufgreifen – etwa das Klopfen des Brotteiges, das sich mit dem Stampfen der Pumpen vermischt – eine ganz eigene Atmosphäre eines berauschenden Filmgedichts. «Farida Pacha (…) gelingt es, die Zuschauer in eine fremde Welt zu entführen. Eine, die so weit von unserer Wohlstandsgesellschaft entfernt scheint wie die Erde von der Sonne. Doch auch an einem Ort, wo das Leben vor allem aus Arbeit besteht, wird gelebt, gelacht, gekocht und gestritten.» Sonja Furter, Basler Zeitung