
Mulhapar
Regie: Paolo Poloni
Mulhapar ist ein Dorf in der pakistanischen Provinz Punjab, wo das Leben seinen gemächlichen Gang geht. Hier, fernab von Nachrichtenschlagzeilen über ein Land in permanenter Krise, hat Regisseur Paolo Poloni im vergangenen Jahr während mehrerer Monate gelebt und den Alltag der Menschen mit der Kamera begleitet. Ähnlich wie bereits in Polonis vorherigem Film «Der Italiener», der im Kinok im März 2012 zu sehen war, entsteht auch in «Mulhapar» durch ganz beiläufig erscheinende Beobachtungen nach und nach ein faszinierendes Universum kleiner Geschichten, die sich bald berühren und dann auch wieder auseinanderdriften. Im Mittelpunkt steht zunächst die Freundschaft zwischen zwei Mädchen im Teenageralter, Muslimin die eine und Angehörige der kleinen christlichen Minderheit die andere. «Mulhapar» taucht ein in das soziale und religiöse Leben der Dorfgemeinschaft, zeigt Feste, wie etwa die Weihnachtsfeier der Christen, vermittelt eine zwar fragile Toleranz, die man jedoch so nicht für möglich gehalten hätte in einer Region, die gemeinhin mit religiösem Fanatismus gleichgesetzt wird. Den Zugang zu dieser für unsere Augen ansonsten völlig verschlossenen Welt fand Paolo Poloni über seine Arbeit an «Der Italiener». In jenem Porträt eines Zürcher Restaurants, in dem Angehörige aus einem Dutzend verschiedener Nationalitäten zusammenarbeiten, war auch Javaid M., ein Koch aus Pakistan, präsent. Mit ihm freundete sich Poloni an und reiste mit ihm nach Mulhapar, Javaids Heimatdorf. So ist «Mulhapar» auch eine Hommage an die Freundschaft zwischen verschiedenen Kulturen. «Am Ende haben wir das Gefühl, einen neuen Ort (…) kennengelernt zu haben. Wir fragen uns, was wohl aus den beiden besten Freundinnen aus zwei Religionen werden wird (…) und behalten den Ruf eines Junggesellen im Ohr, der immer noch keine Frau gefunden hat.» Brigitte Häring, Semaine de la critique, Locarno 2014