Balthus Doppelporträt

Regie: Irene Loebell und Heinz Bütler, CH 2003, 90 min, D.
«Le chalet de Balthus» und «Balthus – glatte, reiche Schönheit» sind zwei filmische Annäherungen an den Maler Balthus: Irene Loebell besucht den eigentümlichen Kosmos des Künstlers, indem sie das rund 60 Zimmer umfassende Chalet in Rossinière durchstreift, das vermutlich das grösste Chalet ist, das je in den Alpen gebaut wurde und in dem der Künstler die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbracht hatte, während Heinz Bütler Balthus' grosse Retrospektive dokumentiert, die 2001 in Venedig veranstaltet wurde. Balthus provozierte 1934 in einer Pariser Galerie mit seinem Bild «La leçon de guitare» einen Skandal und wurde über Nacht berühmt. Die insgesamt sechs Bilder, die der junge Künstler für seine erste Einzelausstellung ausgewählt hatte, gaben Einblick in einen verstörenden bildnerischen Kosmos: erotisch, gewalttätig, voyeuristisch. Zeit seines Lebens hat sich Balthus den Kunstströmungen entzogen und ist seiner figurativen Malerei treu geblieben. Die Meinungen zu seinem Werk sind geteilt. Ist er der überragende Hüter der Tradition oder ein mittelmässiger Maler, der sich nur durch sexuelle Perversionen und Snobismus hervortat? Zeugen seine typischen Mädchenbilder von Sehnsüchten jenseits der Tabuzone oder sind es «unberührbare Archetypen der Reinheit»? Balthus, der sein Leben gekonnt inszenierte, seine Vita teilweise konstruierte und sich mit einer Aura von Geheimnissen umgab, gibt auch heute noch manches Rätsel auf.