Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte

DE/AT/FR/IT/CA 2009, 145 Min., 35 mm, D, ab 14 Jahren
Regie: Michael Haneke
Darst.: Christian Friedel, Ernst Jacobi, Leonie Benesch, Ulrich Tukur, Ursina Lardi, Fion Mutert, Michael Kranz, Burghart Klaussner, Steffi Kühnert u.a.

Eine Kette grausamer Zwischenfälle erschüttert im Sommer 1913 das Idyll einer kleinen protestantischen Gemeinde im Norden Deutschlands. Der Dorfarzt stürzt mit dem Pferd und bricht sich dabei fast den Hals. Es ist die Rede von einem über den Weg gespannten Stolperdraht, der jedoch nicht mehr auffindbar ist. Die Frau eines Kleinbauern kommt bei einem vermeidbaren Arbeitsunfall im Sägewerk ums Leben. Der kleine Sohn des Gutsherrn wird schwer misshandelt aufgefunden und die Scheune seines Hofs geht in Flammen auf. Als auch der geistig behinderte Sohn der Hebamme halb totgeschlagen wird, zieht man die Polizei hinzu. Doch die Suche nach dem Täter verläuft ergebnislos. Nur dem jungen Dorflehrer kommt durch eine Reihe von Beobachtungen allmählich ein furchtbarer Verdacht. Warum interessieren sich die Kinder des Dorfes so auffallend für die Opfer? Warum sind sie immer in der Nähe der Tatorte? Und warum wirken ihre Zusammenkünfte mehr konspirativ denn spielerisch? In bestechenden Schwarz-Weiss-Bildern geht Michael Haneke in seinem vielfach ausgezeichneten Meisterwerk der Frage nach den Wurzeln des Bösen auf den Grund und fängt in nüchterner Präzision das von protestantischen Dogmen, autoritären Strukturen und einer gefühlskalten, ideologischen Erziehung geprägte geistige Klima einer bigotten Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein. Jasmin Drescher schreibt auf filmrezensionen.de: «Die Frage nach den Urhebern der mysteriösen Vorfälle, den Schöpfern der Terrorakte, bleibt unbeantwortet. Stattdessen endet der Film mit der Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo. Die Beschreibung struktureller Gewalt im familiären Raum wird zur Chiffre für die Entstehung der überindividuellen Gewalt: der des Krieges. Eine derartige These ist nicht neu, nicht überraschend. So unerbittlich klar, so beeindruckend exemplarisch, so konsequent die Mechanismen des Unterhaltungskinos meidend und damit die Erwartungshaltung des Zuschauers unterlaufend, ist sie bislang jedoch nicht erzählt worden.» Dafür gab es unter anderem die Goldene Palme in Cannes.