The Wings of the Dove

US/UK 1997, 102 Min., DCP, E/d, ab 6 Jahren
Regie: Iain Softley
Darst.: Helena Bonham Carter, Linus Roache, Alison Elliott, Alex Jennings, Charlotte Rampling, Ben Miles, Philip Wright, Michael Gambon, Alexander John u.a.

London 1910: Die temperamentvolle, intelligente Kate lebt seit dem Tod ihrer Mutter bei ihrer reichen Tante Maude. Mit deren Hilfe hat sie Zugang zu den schicken Kreisen der besseren Gesellschaft gefunden. Doch heimlich liebt Kate den klugen, gutaussehenden, aber armen Journalisten Merton. Tante Maude will Kate unbedingt reich verheiraten und stellt sie vor die Wahl: Geld oder Liebe. Als die junge, alleinstehende und sehr reiche Amerikanerin Milly in London auftaucht und sich mit Kate und Merton anfreundet, fasst Kate einen Plan. Zu dritt fahren sie nach Venedig, wo die an einer tödlichen Krankheit leidende Milly ihre letzten Lebenstage in Liebe, Leidenschaft und der Last einer grausamen Wahrheit verbringt. Vor der Kulisse des mondänen Venedigs entwickelt sich eine verhängnisvolle Ménage-à-trois. Nach Jane Campions «Portrait of a Lady» und Agnieszka Hollands «Washington Square» wagte sich der Engländer Iain Softley an die Umsetzung eines klassischen Frauenporträts von Henry James, der die Kommerzialisierung der Gefühle in der amerikanischen Gesellschaft der Jahrhundertwende unerbittlich beobachtete. Softley ist eine äusserst elegante Umsetzung gelungen: Die exquisite Ausstattung, die stilvolle Kameraarbeit, erlesene Schauplätze und die erstklassigen Schauspieler:innen bilden eine perfekte Symbiose. Roger Ebert schreibt in der Chicago Sun-Times: «Was die Sache kompliziert macht – und eben Henry-James-gemäss –, ist, dass die beiden Liebenden die reiche junge Frau wirklich mögen und diese sie gern hat und schliesslich alle ziemlich genau wissen, was gespielt wird. (…) In seinen groben Zügen würde der Stoff in eine Tages-Talkshow passen (‹verkaufte ihren Liebhaber an eine sterbende reiche Erbin›). Aber der Film siedelt die Geschichte in einer Zeit an, als die Standards höher waren und die Gesellschaft klare Erwartungen an das moralische Verhalten hatte. (…) In ‹The Wings of the Dove› fasziniert, wie kluge Leute auseinander schlau zu werden versuchen. Der Film ist mit grosser Zärtlichkeit gespielt. Wären die drei Hauptfiguren unverblümter, hedonistischer, würden wir nie so stark Anteil nehmen. Aber alle drei haben einen gewissen Takt, eine gewisse Sympathie für die Bedürfnisse der anderen.»