Carlos

Regie: Olivier Assayas, F/D 2010, 188 min, O/d.
Darst.: Édgar Ramírez, Alexander Scheer, Nora von Waldstätten u.a.
Während des Kalten Krieges galt er als Inbegriff des fanatisierten Terroristen. Der 1949 in Venezuela als Sohn eines überzeugten Kommunisten geborene Ilich Ramírez Sánchez, alias Carlos, zog von 1974 bis 1984 eine Blutspur brutaler Terrorakte hinter sich her. Im Namen der Befreiung Palästinas und der kommunistischen Weltrevolution bombte und mordete er – und konnte sich, immer wenn es brenzlig wurde, in Länder des Ostblocks oder der arabischen Welt zurückziehen. Doch mit dem Aufkommen der Perestroika wird es enger für ihn. In langen Spannungsbögen zeigt Olivier Assayas, wie der selbstverliebte Killer nach 1989 vom Henker zum Gehetzten und 1994 gegen eine Geldsumme in unbekannter Höhe an Frankreich ausgeliefert wird. Es ist Carlos’ Ende, er wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Olivier Assayas schafft es an diesem Punkt, dass man Mitleid mit diesem Scheusal bekommt – eine beunruhigende Erfahrung. Niemand soll sich von der Filmlänge abschrecken lassen, die 188 Minuten sind nur ein Destillat der 333-minütigen Originalversion – gutes Kino darf auch lange dauern.