Yorgos Lanthimos – Meister der Seltsamkeiten

Alpeis

GR/FR/CA/US 2011, 93 Min., DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Yorgos Lanthimos
Darst.: Angeliki Papoulia, Aris Servetalis, Johnny Vekris, Ariane Labed, Stavros Psyllakis, Sofia Aivathiadou, Efstathia Angeli, Ilias Antzoulatos u.a.

Eine Krankenschwester, ein Sanitäter, eine Turnerin und ihr Trainer gehen in Athen einer skurril-makabren Nebenbeschäftigung nach. «Die Alpen» nennen sie ihr Unternehmen, das wie ein Geheimbund anmutet und Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben, eine aussergewöhnliche Dienstleistung anbietet: Gegen Bezahlung schlüpfen sie in die Rolle der Verstorbenen, um die entstandene Leerstelle in Familie oder Freundeskreis zu füllen und den Verlustschmerz zu lindern. So leben Mont Blanc, Matterhorn und Monte Rosa in fremden Häusern, tragen die Kleidung toter Menschen, übernehmen deren Gesten und Eigenarten und spielen geliebte Erinnerungen nach. Dabei folgen sie einem strikten Regelwerk, dessen oberste Maxime lautet, keine emotionalen oder intimen Bindungen mit ihren Auftraggeberinnen einzugehen. Der einfühlsamen Krankenschwester Monte Rosa fällt es aber bald zunehmend schwer, zwischen ihrem eigenen Leben und ihren Rollen zu unterscheiden … Zwei Jahre, nachdem er mit «Dogtooth» eines der Schlüsselwerke des neuen griechischen Kinos vorgelegt hatte, verfeinerte Yorgos Lanthimos mit «Alpeis» seinen unverkennbaren Stil zwischen beklemmender Spannung und absurder Situationskomik und zementierte seinen Ruf als eine der interessantesten Stimmen des europäischen Autorenkinos. Felicitas Kleiner schrieb seinerzeit im Filmdienst: «Es ist ein im höchsten Masse seltsamer, seltsam berührender und seltsam beunruhigender Film, den Yorgos Lanthimos inszeniert hat. Im Spannungsfeld zwischen der nüchternen Realität eines tristen urbanen Griechenlands und den absurd-theatralen Performances entwickelt ‹Alpeis› das Ringen seiner Heldin um einen emotionalen wie auch gesellschaftlichen Platz als verstörendes, zwischen Komik, Schrecken und Zärtlichkeit changierendes Drama.» Und Patrick Seyboth befand in epd Film: «Im Lauf der Ereignisse verschiebt sich der Fokus immer mehr auf Monte Rosa und ihr Innenleben, und damit wird ‹Alpeis› zu einer Tragödie. Denn die junge Frau versucht in ihren Stellvertreterspielen, ein sehr persönliches Bedürfnis nach Nähe und tiefen Gefühlen zu stillen. Als ihr ‹Verrat› an der Gruppe auffliegt, wird ihr Klammern an diese Rollen immer verzweifelter – ein grotesker Kampf um wahre Gefühle in lauter falschen Leben.»

 

Reservieren:

Do 09.05.17h00
Mi 22.05.18h30
Trailer