Yorgos Lanthimos – Meister der Seltsamkeiten

Calvary

IRL/GB 2014, 100 min, E/d-f
Regie: John Michael McDonagh
Darst.: Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Kelly Reilly, Aidan Gillen, Dylan Moran, Isaach De Bankolé, M. Emmet Walsh, Marie Josée Croze u.a.

James Lavelle ist Priester in einem irischen Dorf und erhält während der Beichte eine Todesdrohung: Der anonyme Mann im Beichtstuhl wurde einst als Knabe von einem katholischen Pfarrer sexuell missbraucht und will sich nun rächen, indem er – in verquerer Logik – mit der Ermordung eines unschuldigen Priesters seiner Tat besondere Kraft zu verleihen glaubt. Der Mörder gibt James eine Woche Zeit, sich auf sein Ableben vorzubereiten und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Während die Gemeinde der reinste Sündenpfuhl ist, erweist sich der Priester als durchaus integrer Mann, der aber dennoch bereit scheint, sein Schicksal zu akzeptieren. Mit seinem Lieblingsschauspieler Brendan Gleeson in der Hauptrolle hat Regisseur John Michael McDonagh nach dem grossartigen «The Guard» erneut eine so knorrige wie liebenswerte Figur im rauen Klima seiner irischen Heimat verortet, die jenem bärbeissigen Polizisten durchaus ebenbürtig ist. «Wenn Father Lavelle für alle Vergehen, Versäumnisse und Verbrechen, die im Namen der Kirche in Irland begangen wurden, den Kopf (…) hinhalten muss, ist das schmerzlich, und das Dilemma, mit dem er leben muss, die Diskrepanz zwischen seinem Glauben und dem, was im Namen des Glaubens alles zerstört worden ist, ist plötzlich kein theoretisches mehr, sondern eine sehr kinogerechte Ausgangslage für packende Szenen. Dass viel geredet und debattiert wird, fällt kaum ins Gewicht, weil die Szenen organisch aus einer zusammenhängenden Gemeindegeschichte heraus entwickelt werden. Der Film ist zwar konstruiert wie ein Passionsweg in einer Kirche. Aber nicht mit nummerierten Tableaus, sondern als fliessende, zwingende und immer wieder auch urkomische Geschichte. (…) ‹Calvary› ist in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung: Der Film unterläuft die meisten Erwartungen, er ist thesenhaft, dialoglastig, intelligent und – grossartig.» sennhausersfilmblog.ch

 

 

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