Premierenfilm

Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen

DE/AT 2022, 96 Min., DCP, D, ab 16 Jahren
Regie: Claudia Müller
Mitw.: Elfriede Jelinek, Sophie Rois, Stefanie Reinsperger, Maren Kroymann, Sandra Hüller, Martin Wuttke, Ilse Ritter u.a.

Kaum eine andere Schriftstellerin hat so polarisiert wie die österreichische Autorin Elfriede Jelinek. Sie wurde beschimpft und beleidigt, verehrt und gewürdigt und hat für ihre Texte sämtliche Auszeichnungen erhalten, die die Literatur- und Theaterwelt zu vergeben hat, darunter – als erste Österreicherin – den höchsten überhaupt: den Nobelpreis für Literatur. Seit den 1960er-Jahren hat die Autorin ein komplexes, vielschichtiges und umfangreiches Werk geschaffen, das ein scharfes Schlaglicht auf die Wirklichkeit wirft und auf nichts Rücksicht nimmt. Claudia Müller, die sich mit Filmen über Jenny Holzer, Shirin Neshat und Valie Export einen Namen gemacht hat, zeichnet in ihrem mit einer Fülle von Archivmaterial und Found Footage unterlegten Dokumentarfilm ein kunstvolles und kenntnisreiches Porträt der Ausnahmekünstlerin und Intellektuellen, die sich mit ihrem feministischen und politischen Engagement immer wieder exponiert hat. Sprachgewaltig und pointiert erzählt Elfriede Jelinek vom Aufwachsen in einem zweigeteilten Haushalt mit der übermächtigen, ehrgeizigen, katholischen Mutter und dem sozialistischen, jüdischen Vater, vom Unterricht in der Klosterschule, dem durchgetakteten Alltag als Musikschülerin, von ersten Schreibversuchen, ihrem literarischen Verfahren und ihren Texten. Auszüge daraus werden von Schauspielerinnen wie Sophie Rois, Sandra Hüller und Stefanie Reinsperger grandios gelesen. Aufgrund der grossen Anfeindungen zog sich die Autorin 2004 nach Erhalt des Nobelpreises ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Die Regisseurin, die Jelineks künstlerischen Umgang mit der Sprache in den Mittelpunkt ihres Filmes stellt, konnte 2021 ein grosses Interview mit ihr führen. Der von Publikum und Kritik begeistert aufgenommene Film ist nicht nur eine liebevolle Hommage an die grosse Schriftstellerin, sondern nimmt auch Bezug auf einschneidende Ereignisse aus der österreichischen Geschichte. Jakob Dibold schreibt im ray Filmmagazin: «Gebührend, weil äusserst gekonnt (…). Ein kleines Juwel von einem Film, das trotz seiner Kunstfertigkeit nicht mehr glänzen will als die Frau, die es vielschichtig porträtiert. Eine wunderbare, nie trockene Würdigung.»

 

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