Premierenfilm

Lichtspieler – Wie Lavanchy-Clarke die Schweiz ins Kino holte

CH 2022, 102 Min., DCP, D/F/d, ab 12 Jahren
Regie: Hansmartin Siegrist
Mitw.: Béatrice de Pastre, Dominique Moustacchi, Roland Cosandey, Brigitte Paulowitz, Diana Blome, Jakob Tanner, Ricarda Stegmann, Sabine Flaschberger u.a.

Als gegen Ende der Belle Époque die Moderne Fahrt aufnimmt, ist einer ihrer Motoren der frühe Film und mittendrin der erste, wohl meist verkannte Medienpionier der Schweiz, François-Henri Lavanchy-Clarke (1848–1922). Der schillernde Selfmade-Mann und Philanthrop dokumentiert die Schweiz seiner Zeit und zeigt seine Filmaufnahmen an der Genfer Landesausstellung 1896 in einem exotischen Pavillon, dem vielleicht ersten Kinosaal der Welt. Erstaunlicherweise blieb der Waadtländer Weltbürger hierzulande lange vergessen. Der umtriebige Geschäftsmann, Seifenindustrielle, Missionar und Tüftler war nicht nur der erste Schweizer Konzessionär des Lumière-Kinematografen, sondern auch der europäische Pionier eines multimedialen Marketings amerikanischen Zuschnitts – und der erste Schweizer Farbfotograf. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Cannes, wo sein Enkel Jack Lavanchy die vergessenen Schätze seines Grossvaters – 150 Filmdosen – entdeckte und sich 1994 entschloss, sie dem Zentrum zur Bewahrung und Restaurierung des französischen Filmerbes (CNC) in Bois d’Arcy zu übergeben. Die Aufnahmen von Schweizer Städten wie Basel, Aarau oder St.Gallen aus den Jahren 1896 bis 1898 werfen ein neues Licht auf die Lebenswirklichkeit der Schweizer:innen zwei Generationen nach Gründung des Bundesstaates und dokumentieren gleichzeitig die Schweizer Mediengeschichte mit Bildern von Zentren des aufkommenden Tourismus wie Interlaken, dem Rheinfall oder Montreux. Auch mit berühmten Persönlichkeiten seiner Zeit war Lavanchy-Clarke vernetzt, so sind etwa Ferdinand Hodler oder der Schokolade-Unternehmer Philippe Suchard in den Filmaufnahmen zu sehen. Das Tinguely-Museum schreibt zur aktuellen Ausstellung über François-Henri Lavanchy-Clarke: «Weshalb und wie dieses umtriebige Marketingtalent als Erster in der ganzen Schweiz bewegte Bilder aufnahm und auch vorführte, ist eine faszinierende Geschichte mit den Ingredienzien Sunlight-Seife, Schokolade, Ägyptenmission, Rotes Kreuz, internationales Banking und Blindenwesen.»

 

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