Premierenfilm

Mi país imaginario

CL 2022, 83 Min., DCP, Sp/d-f, ab 14 Jahren
Regie: Patricio Guzmán

In den letzten zehn Jahren flammten in Chile regelmässig heftige Strassenproteste auf, die sich gegen die neoliberale Politik der Regierung richteten. Dabei spielten Student:innen mit ihren Demonstrationen gegen das privatisierte Bildungswesen mit seinen horrenden Studiengebühren eine führende Rolle. Doch im Oktober 2019 änderte sich dieses Panorama einer vorwiegend von der studentischen Jugend getragenen Protestbewegung: Eine vergleichsweise bescheidene Erhöhung der Metrofahrpreise in Chiles Hauptstadt Santiago war der Funken, der eine generelle soziale Unzufriedenheit zur Explosion brachte: Innerhalb kurzer Zeit weitete sich der Volkszorn auf zahlreiche weitere Städte aus; in fast täglichen Grossdemonstrationen gingen allein in Santiago de Chile bis zu eineinhalb Millionen Menschen auf die Strasse. Sie demonstrierten für ein gerechteres Bildungs- und Gesundheitssystem sowie eine neue Verfassung. An vorderster Front – die Frauen. Letztmals hatten in Chile in den ersten Septembertagen des Jahres 1973 so viele Menschen demonstriert. «Allende, Allende, el pueblo te defiende!» («Allende, Allende, das Volk verteidigt dich!») riefen sie damals, als die dunklen Wolken eines bevorstehenden Militärputsches schon in der Luft lagen. Mit Bildern aus Patricio Guzmáns «La batalla de Chile», einem monumentalen Werk des lateinamerikanischen Politkinos über die Ereignisse im September 1973, beginnt «Mi país imaginario». Nach diesem kurzen historischen Exkurs springt der mitreissende Dokumentarfilm in die Oktobertage 2019 und ist fortan mitten in den beeindruckenden Demonstrationen, bei denen Frauen eine tragende Rolle spielen. Guzmán ist elektrisiert: Wird jenes solidarische Chile, von dem der politische Chronist schon immer träumte, endlich Realität? «Mi país imaginario» ist ein unter die Haut gehendes Dokument des Aufbruchs und der Hoffnung, in dem die Stimmen und Sprechgesänge der Frauen besonders laut erklingen. Ihr Protestsong «El violador eres tú!» («Der Vergewaltiger bist du!») gegen Gewalt an Frauen ging um die ganze Welt.  Mit der jüngst erfolgten Ablehnung der neuen Verfassung, die durch die Proteste 2019 angeregt wurde, hat Guzmáns Film gerade an trauriger Aktualität gewonnen.

 

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